Schultze, Max

Max Schultze an Ernst Haeckel, Bonn, 17. Juni 1860

Bonn 17 Juni 1860.

Lieber Haeckel!

Ich muß Ihnen doch melden, daß die von Ihnen für uns gesammelten Sachen wohlbehalten angekommen sind. Wir sind dabei sie zu ordnen und haben natürlich unsere große Freude daran. Meine Studenten werden mit mir Ihnen noch oft für die Bereicherung unserer Sammlung danken. Die Liqueur Sachen thue ich alle in neuen Liqueur, ich denke das wird ihnen Nichts schaden; die Flüssigkeit ist zu trübe geworden, als daß sie so bleiben könnte. Die größten Salpen unda die Stephanomien haben sich schlecht gehalten auch Cestum, das meisteb andere dagegen ist gut. Salpen hebt man auch vortrefflich in Spiritus auf – haben Sie gar keine eingelegt? Auch die Pteropoden hätten Sie besser in Spiritus gethan – die Schalen sind in dem liquor alle zerfallen und die Thiere ganz brüchig geworden. Ich würde den || nur für Quallen und einige wenige andere Thiere anwenden – dann aber immer von derselben Art auch in Spiritus setzen, denn oft traten an den liquor Sachen noch nach Jahren sehr störende Veränderungen auf. Aus dem Mulder habe ich mir bisher eigentlich nur die Sapphirinen genauer angesehen. Die haben sich herrlich erhalten. Werden Sie denn etwas über dieselben publiciren? Vielleicht komme ich später mal auf das Farbenspiel zu sprechen, da ich in betreff dessen eine nicht unwichtige bisher nicht beschriebene Sache aufgefunden habe.

Leider sind Sie in betreff des Transportes nicht an die beste Firma gekommen, ich habe für die zwei Kisten über 30 rℓ zahlen müssen. Troschel’s Sachen, die über Rotterdam gegangen, das ich Ihnen auch wenn ich nicht irre empfohlen hatte, haben nicht den 4tn Theil so viel gekostet. So bin ich mit meiner || Kasse zumal ich die Summe für die Pariser Sachen noch nicht bewilligt bekommen habe in großer Verlegenheit, und bitte ich Sie mir für die Summe, die ich Ihnen schulde, noch etwas Aufschub zu gewähren.

Nun aber zu Ihnen! Wie geht es Ihnen und Frl Braut? Sind Sie schon ans Arbeiten gekommen? Wen von den Berliner Fachgenossen sehen Sie? Schreiben Sie mir doch bald einmal recht ausführlich. Ich bin so lange nicht in Berlin gewesen, daß ich ganz aus den Verbindungen heraus komme. Ehrenberg hat wie [ich] aus den Monatsberichten sehe eine höchst auffallende Ansicht über die Hyaolonemen. Die Kieselfadenstränge sollen Kunstproducte sein. Nun ich wollte er käme ins Leydener Museum, da würde er eines besseren belehrt || werden. Meine Monographie wird bald fertig sein. Ich habe noch viel neues Material bekommen und ist nicht der geringste Zweifel möglich, daß die Stränge so entstanden sind wie sie vorkommen und aus der Mitte eines Schwammkörpers der meist fehlt, hervorwuchsen. Die Polypen sind allerdings Parasiten.

Mit besten Grüßen auch von meiner Frau und an Ihre Frl Braut wie an Ihre verehrten Eltern

Ihr

freundschaftlich ergebener

Max Schultze.

Von Kühne habe ich Nachricht, er ist sehr fleißig. Du Bois Reymond grüßen Sie doch von mir, wenn Sie ihn sehen. Wo wird Lieberkühn mit Wagner die Ferien zubringen? Man soll mich nur besuchen – ich bleibe die Ferien zu Hause. Mein Schwiegervater ist jetzt in Paris.

a korr. aus: und; b korr. aus: daraus

 

Letter metadata

Author
Recipient
Dating
17.06.1860
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 16488
ID
16488