Karl Gabriel an Ernst Haeckel, Graz, 15. Februar 1900
Hochverehrter Herr Professor!
Als junger Mann von 20 Jahren habe ich jetzt Ihr Buch „Die Welträthsel“, als erstes philosophisches Buch überhaupt gelesen, es hat mich, trotzdem mir noch manches unklar, begeistert und beeinflußt wohl für mein ganzes Leben.
„Doch wozu das“, werden Sie sagen, „wozu erzählt mir das dieser zudringliche, überspannte Mensch, der kaum in das Leben hineingesehen?“
Wenn Sie, Herr Professor, zur Strafe für meine kindische Zudringlichkeit, für die Kühnheit, || mit der ich, ein Unwissender, Ihnen dem Wissenden nahe, mir nicht antworten, so wäre das nur verdient.
Wenn Sie mich aber einiger strenger, ernster Worte zur Festigung und Bereicherung würdigen, so erfüllen Sie mir einen großen Wunsch, dann geben Sie mir ja persönlich den Halt für meine Bestrebungen im Leben, den mir bereits Ihr Buch gegeben.
In hoher Verehrung wohl der jüngste Ihrer Schüler
Graz 15. II. 1900.
Karl Gabriel
stud. iur.
Graz, Sparbersbachgasse 48.