Scheffauer, Herman

Herman Scheffauer an Ernst Haeckel, London, 20. November 1913

Bank Point…

Jackson’s Lane

Highgate N…

London, Nov. 20 – 1913

Lieber Herr Professor!

Das schöne Buch „Die Natur als Künstlerin” ist angekommen. Das grosse Pfau-auge glänzt mir herrlich entgegen – die herrliche Formen der Medusen, u.s.w. erregen in mir mein ganzen Kunst-sinn. Nein, viel mehr unser, allerbesten Dank dafür – so wie auch für die liebenswürdige Inschrift.

Herr Robertson und ich trafen uns neulich – er lud mich zum Mittagsessen im National Liberal Club ein. Wir sprachen natürlich viel von Ihnen, es ist immer eine Freude wenn sich zwei Haeckel-Enthusiasten treffen!

Von Herrn Dr. Heinrich Schmidt habe ich eine Einladung erhalten ein Beitrag zur Ihrer Festschrift zu liefern. Dass werde ich gewiss tun – eine Liebensarbeit! || Vielleicht muss ich es zuerst in Englisch schreiben – mit meinem Deutsch traue ich mir nicht zu viel!

Der Artikel „Fifty Years of Anthropology“ ist im North American Review für November erschienen – wie ich höre. Sobald ich eine Kopie erhalte, schicke ich sie Ihnen.

„T.P’s Weekly“ eine populäre Schrift hier, hat einen Auszug gemacht – ich sende Ihnen ein Exemplar. Was Bezahlung vom North American Review beantrifft, so sind sie manchmal sehr langsam – ich muss oft Wochenlang warten. Siea ist die Haupt-Revue Amerikas – doch zahlt sie weniger als die Englische Reviews! Die intellektuale Arbeit ist in Amerika verhältnissmässig sehr schlecht bezahlt – nicht einmal || so gut (verhältnissmässig) als in Deutschland. Das bereitet mir immer viel Ärger! Autoren die dumme, sentimentale Novellen schreiben bekommen „grosses Geld“. Macht man ein Hans-wurst aus sich demb Publikum zum Vergnügen, so wird man hoch belohnt, will man esc aber mit Schönheit, Ideen oder Ideale bereichern – so schrümpft es zusammen – und das Einkommen auch – wie ich leider aus bitterer Erfahrung (des Dichters Schicksal!) all zu gut feststellen kann!

Es war sehr liebenswürdig von Ihnen mir den Ertrag von der Amerikanischen Publikation zur Verfügung zu stellen, aber ich wurde es für gerechter halten wenn Sie mir erlauben wurden dieses mit Ihnen zu teilen in dem Verhältniss wie es gebrauch mit meiner Übertragungen ist. || Wenn Sie irgend etwas haben dass Sie übersetzt d wünschen, so wurde es mir eine grosse Freude machen es in Amerika und England anzubieten.

Meine kleine Frau schickt Ihnen „liebesvolle Grüsse“ – es soll auch ein Gedicht von Ihr für das Jubiläum hervorgehen! Am 16ten Februar (wir sind auch beide im Februar geboren!) soll unser kleines Haus mit Monisten Jubel Gesang erklingen!

Mit herzlichsten Grüsse und viele Glückswünsche erbleibe ich

Ihr getreuer, ergebener

Herman Scheffauer

a gestr.: Es; eingef.: Sie; b gestr.: das; eingef.: dem; c eingef.: es; d gestr.: zu haben

 

Letter metadata

Recipient
Dating
20.11.1913
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 10301
ID
10301