Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 7. November 1890

Heidelberg, 7 Nov. |1890

Liebster Freund!

Dr. Göppert ist durch mich mittelbar veranlaßt worden sich direct an Dich zu wenden und wird dieß zweifellos in Bälde thun. Wenn er von seinem Ungenügen sprechen sollte, so rechne das seiner Bescheidenheit zu Gute, welche immer erfreulicher ist, als jene fast bramarbasirende Art, der man heute so oft begegnet.

Wegen der Müllerschen Fischerei wirst Du wohl die Stelle in der 1853er Echinodermenabhandlung kennen, wo er ausführlich über diese Methode spricht. Eigenthümlich ist, daß er da von dem vieljährigen Gebrauche des feinen Netzes spricht, während 1846, auch noch 49 von „geschöpftem“ Wasser die Rede ist. Auch W. Busch schreibt 1850 aus Schottland, daß er an mehreren Stellen Wasser ohne a die fraglichen Larven zu finden, entnommen geschöpft habe. ||

Busch’s Studien über die Entw. niederer Seethiere dürfte nachzusehen sein. Ich besitze oder besaß das Buch, kann es aber trotz wiederholtem Suchen nicht finden.

Wegen der Strömungen hast Du wohl von Carl Vogt, Ocean und Mittelmeer, zu Rathe gezogen.

Die Resultate der Plankton-Expedition sind mir sehr begreiflich. Ich würde verwundert sein, wenn sie andere wären! Hat sich doch an den maßgebenden Orten durchaus nichts verändert.

Dem jungen Eggeling habe ich noch nicht nützlich sein können. Ich sehe ihn weder im Colleg noch im Präparirsaal, und würde glauben er sei krank, wäre ich ihm nicht schon auf der Straße begegnet!

Für Deine Algerischen Erinnerungen besten Dank! Ich habe vom Lesen derselben rechten Genuß gehabt.

Lebe wohl!

Stets Dein aufrichtiger

CG.

Seit kurzem ist meine Frau wieder erkrankt und macht mir Sorge.

a Davor gestr.: Erfo

 

Letter metadata

Recipient
Dating
07.11.1890
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 10122
ID
10122