Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Jena, 18. September 1869
Jena, 18. September | 1869.
Lieber Ernst!
Mit großer Freude empfing ich gestern, als ich von einem 10tägigen Ausfluge zurückgekehrt war, Deinen lieben Brief, der mir die erste Nachricht von der endlichen Erreichung Deines Zweckes gebracht hatte. Ich bin nun froh daß es Dir doch noch gelang, aber auch nicht minder darüber, Dich nun endlich wieder am Festland zu wissen!
Meiner Frau geht es ausgezeichnet; als ich sie vor 10 Tagen verließ, konnte sie noch nicht stehen, jetzt bewegt sie sich, auf Deinen Palmetto gestützt, im Zimmer umher. Eine Reise wird sie jedoch nicht mehr unternehmen können, da doch manche diätetische Rücksichten nothwendig sind, denen man unterwegs nur schwer nachkommen kann. Ich gehe daher allein, um mich noch etwas zu erholen, und befinde mich eigentlich nur in einer Zwischenpause hier, || da ich meinen Schwiegervater für wenige Tage zum Besuche erwarte. In jüngster Zeit war ich einige Tage bei meiner Schwester, auch zwei Tage in Würzburg, wo ich alles wohl fand. Mein Töchterchen ist schon gewachsen, bleibt aber den Winter über noch in W. da ich eine Climaveränderung zur Winterzeit für unräthlich halte. Meiner Frau ist das sehr leid, da sie sich sehr auf das Kind gefreut hatte.
Dein Faß ist noch nicht angekommen. Da ich nicht weiß, ob es noch während meiner Anwesenheit anlangt, glaube ich für a größere Sicherheit für die Erhaltung Deiner Sammlung dadurch am besten Sorge zu tragen wenn ich mich mit Deinem Assistenten benehme, und denselben für das Auspacken etc. die nöthige Instruction ertheile. Vielleicht ist es gut wenn Du ihm, oder auch Deinem Diener, sogleich in dieser Beziehung schreibst. Alles übrige will ich dann schon so lange ich noch hier bin besorgen. Wohin ich mich nach Abreise meines || Schwiegervaters wenden werde, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich gehe ich wieder auf ein paar Tage nach Würzburg, und mache von da aus kleinere Excursionen. Für das Alles muß aber mein Naso-laryngo-pharyngal-Catarrh vorüber sein, der mich am letzten Tage meines Würzburger Aufenthaltes befiel, und auf der Reise gesteigert, mich heute ans Zimmer fesselt. Meinen zweiten Brief scheinst Du nicht empfangen zu haben, was mir recht unangenehm ist. Um so sicher wird Dir wohl dieser zukommen, dem meine Frau eben noch viele Grüße von ihr einzufügen mich beauftragt.
Auf baldiges Wiedersehen
Dein treu ergebener
C.G.
Herzliche Grüße an die Deinigen | in Berlin!
a Von oben eingefügt: für.