Jena 16. Febr. 1861.
Lieber Häckel!
In Erwiederung [!] Ihres so eben empfangenen Briefes theile ich Ihnen zunächst mit daß bis jetzt noch immer keine Antwort von den Höfen da ist. Es ist eben der langweilige Bureauweg, den wir alle wandern mußten! Ich wartete täglich, und mit Sehnsucht darf ich sagen, auf die Erledigung, die natürlich nicht lange mehr ausbleiben kann. Was Ihre Habilitations-Schrift angeht so werden Sie den Titel am bessten d. i. sichersten hier drucken laßen. Es läßt sich dann auch noch ein Blatt mit Thesen beifügen, Dinge die nothwendig erst hier abgemacht werden können. Daß Sie den Text schon gedruckt mitbringen ist gut. Aber Sie können nicht heute hieher kommen und morgen sich habilitiren, was Sie wohl wißen werden, und deshalb wäre es gut wenn Sie sobald es Ihnen thunlich erscheint hieher kommen damit die ganze Geschichte, die Ihnen höchst eklig werden muß!, vorbereitet, und sobald die Höfe (!) ihre Bestätigung ertheilt haben, abgemacht werden kann. ||
Auf ein paar Tage kann es in dieser Sache nun doch nicht ankommen, und was die für Ihre Radiolarien nöthige Zeit angeht, so haben Sie außer März noch fast den ganzen April, da vor 28ten April das Sommersemester kaum einen Anfang nimmt. Ich habe einstweilen Zoologie und zwar 4 stündig angekündigt (von 5–6, einer auch für Nicht-Mediziner paßenden Stunde, die ich vorigen Sommer hatte.), es steht natürlich bei Ihnen all das beliebig zu ändern. Angekündigt mußte es aber von mir werden, damit keine Lücke entsteht.
An Schleiden zu schreiben halte ich für nützlich. Am nützlichsten ist es aber, selbst hieher zua kommen, die Bestätigung der Serenißimi wird keine Wochen mehr auf sich warten laßen, und es gibt überdieß noch bezüglich der Disputation etc. mancherlei abzureden. Nützliche Beschäftigung findet sich schon für einige Tage, und wenn Sie für die Radiolarien keinen großen litterarischen Apparat brauchen so können Sie ja auch daran arbeiten. – Sie glauben nicht wie mir diese elende Form-Lappalie zuwider ist! und wie sehr ich jetzt wünschte den ganzen Knoten mit einemmale zerhauen zu können, u. Ihnen so die Scherereien zu ersparen! Doch was helfen Wünsche! – ||
Bezold erwartet Sie mit gleicher Sehnsucht wie ich, und harrt Ihres baldigen Eintreffens, und der endlichen Lösung post tot discrimina rerum!, mit
Ihrem
ergebenen
Gegenbaur.
a eingef.: zu