Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Jena, 2. bis 5.Februar 1861

Jena, 2 Februar 1861.

Lieber Häckel!

Ihre werthen Zeilen sind mir durch Dr Frommann überbracht worden, und ich freue mich daraus ersehen zu haben daß Sie nicht etwa nur an Ihrem Entschluße festhalten (denn das versteht sich ja von selbst) sondern daß Sie gerne und frohen Muthes hieher gehen. Ihre Sache liegt nun bei den Höfen, und wird so viel als möglich beschleunigt werden, da jetzt sämtlicher „Erhalter“ zu Hause sein werden, wird es sich auch rasch erledigen. Ich werde Ihnen dann sofortige Mittheilung machen. Wenn es auch noch vor dem 16ten sein wird, so werden Sie, Ihrem Briefe nach, doch erst nachher eintreffen, das thut auch gar nichts, da immer noch Zeit genug bleibt, und nach absolvirter Habilitation nichts mehr mit den Höfen zu thun ist. Ihre Habilitationsschrift lassen Sie am besten hier drucken, Sie kommen doch einige Tage vorher – am besten sobald als möglich – hieher, und da ich hoffe daß Sie kein großes Opus geschrieben haben werden, so ist der Druck in ein paar Tagen fertig, und inzwischen können Sie noch nöthige vorbereiten, Besuche machen u.s.w. – Da Sie außer der lateinischen Verteidigung noch vor der Facultät eine Probevorlesung halten müßen, so wird es gut sein wenn Sie jetzt schon daran denken. ||

Ohne Zweifel wird es mir zukommen Ihnen das Thema zu bestimmen, und da will ich Ihnen denn gleich sagen, daß ich es Ihnen selbst überlaße, sich eines zu wählen. Der Vortrag wird am besten auf ¾ bis höchstens 1. Stunde zu berechnen sein, und wird einfach abgelesen. Nehmen Sie sich also ein Ihnen convenirendes Thema, nur nichts gar zu sehr Spezielles, und geben Sie mir nach getroffener Wahl, dasselbe näher an. Wenn Sie etwas mit dem Thema der Habilitationsschrift nicht in Zusammenhang stehendes a wählen wollen, so wird mir das sehr lieb sein. Andere können mir dann nicht den Vorwurf der allzugroßen Rücksichtnahme machen! –

Von Ried, der heute das Decanat an Schleiden abgegeben hat, werden Sie kürzlich Nachricht bekommen haben, zu welcher mein Brief vielleicht die Erläuterung abgeben wird!

Hoffentlich ist Ihre Gesundheit wieder völlig in Ordnung, und gibt Ihnen kein Hinderniß ab Ihre Arbeiten zu fördern, von deren gutem Fortgange aus Ihrem Briefe zu entnehmen mir höchst erfreulich war.

Nun leben Sie wohl, denken Sie gerne an Jena, und seien Sie überzeugt daß mit dem endlichen Abschlußeb aller für Sie jetzt einmal nicht zu entfernenden Quälereien einer meiner dringendsten Wünsche erfüllt sein wird.

Wie immer

Ihr Gegenbaur.

Bezold läßt bestens grüßen!

5/II 61.

a gestr.: neh; b korr. aus: [xxx]

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.02.1861
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 9919
ID
9919