Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Jena, 18. Juni 1858

Jena, d. 18 Juni | 1858.

Lieber Herr Doctor!

Mit meinem beßten Dank erhalten Sie hiemit wieder das Müller’sche Heft zurück, von welchem ich einiges benutzt habe, allerdings nur solches was die Disposition betrifft, da die anderen Anschauungsweisen in Betreff der Wirbelthiere, und mit diesen konnte ich mich allein beschäftigen, a mir schon aus Müller’s unsterblichem Myxinoidenwerke bekannt waren. –

Ich habe nunmehr mein Urlaubsgesuch nebst Bitte um einen Lascia passare eingereicht, und denke daß mir von dieser Seite nichts in den Weg gelegt werden wird. Von Carus habe ich inzwischen die bestimmte Zusage seiner Beteiligung an der Reise erhalten, er wird heute Abend wohl hieher kommen um das näher mit mir zu besprechen. Ich freue mich daß auch er mit geht, wir werden an ihm einen ganz vortrefflichen Reisegefährten finden. || Daß wir alle Arbeit vollauf finden, und daß keiner dem andern im Wege steht, dafür wollen wir die fischwimmelnden Fluthen des sicilischen Meeres sorgen lassen. – Max Schultze erzählte mir bei seiner jüngsten Anwesenheit daß Müller eine Polycystinen-Arbeit vollendet und auch gedruckt bei sich zu Hause liegen hätte. Können Sie vielleicht veranlassen daß dieses gerade für uns wichtige Werk zugänglich gemacht wird? Das vernünftigste wäre wohl wenn die Familie es an Müllers Freunde und Verehrer als letztes Andenken vertheilte, und damit wäre auch des Verstorbenen Absicht bezüglich jener Exemplare erfüllt. –

Sie hatten die Freundlichkeit mir in Halle einige Bände von Müllers Archiv zu besorgen, wofür ich Ihnen besten Dank sage; Ein Jahrgang mußte aber wieder zurückgesendet werden, da ihm die Kupfer fehlten. –

Zum Schluße wünsche ich Ihnen nochmals meine Freude über Ihre Betheiligung an der Reise auszudrücken, und bin überzeugt, daß das ganze Unternehmen bei der, leider bei vielen unserer Fachgenossen vermißten, Ihnen aber im vollem Maße gegebenen Klarheit des Strebens, für Sie den schönsten Erfolg haben wird. Wollen Sie dies nicht als eine unnütze und mir fremde Schmeichelei ansehen, sondern nur als den || Ausdruck meiner Gesinnung, mit der ich unter freundlichen Grüßen verbleibe

Ihr

Gegenbaur.

a gestr.: mir schon

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
18.06.1858
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 9910
ID
9910