Geheeb-Belart, Emmy

Emmy Geheeb-Belart an Ernst Haeckel, Freiburg im Breisgau, 2. April 1911

Freiburg im Breisgau | 2 April 1911.

Hochverehrter Herr Professor!

Wie haben Sie mich überrascht und erfreut durch Ihre Sendung – mehr als ich auszudrücken vermag! Das war ja ein so wundervoll erhellender und wärmender Sonnenstrahl, der in mein einsames Dasein gefallen! Ich empfinde immer noch seine Nachwirkung, selbst bei der Arbeit, die ich mutiger und freudiger verrichte.

Empfangen Sie vielen, innigen Dank für die große Freundlichkeit, die Sie mich so reich beschenk-||en läßt. Ich bin sehr glücklich und sehr stolz über alle diese schönen Blätter und über Ihr Bild! Nicht satt sehen kann ich mich an den wunderbaren Quallen, die in Form und Farbe wohl mit zum Schönsten dieser Art in Ihren „Kunstformen der Natur“ gehören. Und ebenso erfreuen mich die beiden reizenden Riviera-Landschaften.

Nur Eines muß ich ablehnen, mein sehr verehrter Herr Professor, und das ist der „Doctortitel“ den Sie mir gütigst beilegen, der mir aber durchaus nicht gehört. Ich bin nur, wie es sich gehörte, neben meinem Hausfrauenpflichten, die bescheidene Helferin meines treuen Mannes || gewesen, am Receptiertisch, wie am Mikroscop, und die letztere Beschäftigung war nur Erholung und die reinste Freude zugleich. Dafür bin ich dankbar, so lange ich noch lebe!

Und nun nochmals herzlichsten Dank für alle Ihre liebenswürdigen Gaben! In Verehrung

Ihre

Emmy Geheeb-Belart.

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
02.04.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 981
ID
981