Philipp Freudenberg an Ernst Haeckel, Remagen, 26. September 1881
Remagen 26 Sept
1881
Hochgeehrter Herr Professor!
Hier sind meine Antworten:
1. Quarantäne in Ceylon findet für von Aden kommende Schiffe nicht statt; die bestehenden Vorschriften sind, seit ich in Ceylon bin, nur gegen Einwandererschiffe mit Coolies von Vorder-Indien zuweilen gehandhabt worden. –
Von Cholera droht Ihnen überhaupt keine Gefahr, wenn das Schiff rein gehalten wird, was der österreichische Lloyd zuweilen seiner Mekkah-Passagieren wegen freilich nicht nach Wunsch kann. Auf den Messageries Maritimes, || welche um eine Woche schneller nach Ceylon kommen, sind Sie ganz sicher; ich glaube, Mitte October geht ein solcher Dampfer von Marseille via Neapel nach Colombo. –
In Ceylon ist während der letzten 8 Jahre ein Europäer an Cholera gestorben, er war das Opfer seines großen Leichtsinns; sonst habe ich selbst nicht von Erkrankungsfällen gehört, geschweige denn Todesfällen. –
2. Sir James Longden ist, wenn man von so Hohen Persönlichkeiten respektwidrig sprechen darf, ein schauerlicher Philister und wird sich für Ihre Forschungen nicht interessiren. Also Initiative seinerseits ist, || fürchte ich, nicht zu erwarten. Dagegen ist er ganz ausnahmsweise gefällig und was Sie von ihm verlangen wird er thun, nur müssen Sie eben a im Detail um das bitten, was Sie zu haben wünschen. Vor dem colonial office hat er einen großen Respekt und mit ihrer Empfehlung von Earl Kimberley können Sie viel von ihm verlangen.
Möglich immerhin ist auch, dass er sich Ihrer auch persönlich speciell annimmt und in diesem Falle will ich ihm mit Vergnügen Abbitte tun.
Lieut. Governor Douglas wird Sie vermuthlich direkter || unterstützen, er ist Colonial Secretary und wird die gouvernment agents der Provinzen in welchen Sie gerade sein sollten, anweisen, Ihnen behülflich zu sein. –
J. M. Robertson ist ein junger Mann, von dem ich nicht glaube, daß er Interesse für Sie bietet. Dagegen wird Ihnen Staniforth Green seiner anverwandten (als Dilettant) Bestrebungen wegen recht nützlich werden können; ein sehr gutmüthiger alter Junggeselle, der unter wenig blendendem Äußern ein sehr gediegenes Innere verbirgt. W. M. Smith ist ein junger Kleiner Kaufmann, den aufzusuchen Zeitverlust wäre. – ||
5.
Sigg-Sulzer & Co. sind ein schweizerisches Geschäft. Der Dirigent Both, ein Deutscher wird Sie mit Vergnügen empfangen, Ihnen wahrscheinlich auch Wohnung anmieten und sich im Allgemeinen so nützlich machen, wie es der augenblickliche Consulats-Verwalter, M. L. Mayner nur würde thun können.
Both wird Ihnen auch die junge deutsche Kaufmannschaft vorstellen können, wenn Ihnen daran liegt.
Grand Oriental Hotel in Colombo ist das beste. ‒
Trincomalee ist durchaus nicht ungesund, Sie können ruhig hingehen. Mit einem einzelnen Platz wird Ihnen aber || nicht genügt sein. Ceylon bietet auf den beiden Küsten wesentlich von einander Verschiedenes.
Die beste Auskunft kann Ihnen der Hafenmeister von Colombo geben, an welchen ich einen Brief beilege. Captain Dannan kennt die Küste genau und besitzt als Dirigent der Perlfischerei sonst auch mehr in Ihr Fach schlagende Erfahrung als sonst irgend Jemand in Ceylon.
Ferner sende ich Ihnen Einführung an William Ferguson, den Municipal Inspector von Colombo; er ist als Botaniker berühmt hat sich aber glaube ich, auch mit Seethieren befasst. Er wird Ihnen sehr gefällig und nützlich sein.
Ferner führe ich Sie ein bei Haly, dem Museums-Director, der zwar keine Leuchte der Wissenschaft ist, aber um so eifriger bemüht, Forschungen irgend welcher Art zu unterstützen. ‒
Für den Auditor-General Ravenscroft lege ich ebenfalls Brief bei, weil er unter alle civil servants derjenige ist, auf dessen allgemeine Gefälligkeit Sie am sichersten rechnen können. ‒
Soweit in dem gesunden Ceylon nur von einer schlechten d. h. weniger || gesunden Jahreszeit geredet werden kann, finden Sie dieselbe im November bis Januar. Um die Zeit weht ein Nordwind, der long shore wind häufig und bringt dem Unvorsichtigen zuweilen Fieber und Dissenterie. Es besteht für Sie aber absolut keine Gefahr, wenn Sie immer Flannell auf der Haut tragen, sich nicht, wenn Sie transpiriren, in diesen Nordwind setzen und vor allen Dingen, nicht im Zug schlafen. ‒
Um zusammen zu fassen:
Sie steigen im Hotel ab, schreiben an Captain Hayne A.D.C. Queens house, wann Sie ||
9.
dem Gouverneur Ihr Einführungsschreiben abreichen können und Sie werden bald empfangen werden. ‒
Darauf Besuche bei:
Lieut. Governor John Douglas
Auditor General Ravenscroft in Ihrem Quartier, welche sich im selben Oberstenviertel befinden, wie das Hotel, Queens house schräg gegenüber.
Captain Dannan ist im Hotel zu erfragen, wo er zu speisen pflegt.
M. L. Mayner Deutsches Consulat ebenfalls im Fort, wie alle vorgenannten Herren, steht für alle Auskünfte, Anschaffungen u. s. w. zu Ihrer Verfügung. Am bequemsten gehen Sie zuerst zu ihm. ||
Staniforth Green hat sein Comptoir wenige Schritte vom Consulat und gerade neben Sigg-Sulzer & Co. resp. Both.
W. Ferguson wohnt in Slave Island, Haly bei dem Museum in den Cinnamon Gardens, mit einem Wagen vom Hotel machen Sie sie in einer Fahrt ab.
Da fällt mir noch eine nützliche Persönlichkeit ein, C.E.H Symons, ein früherer Officier, dann Kaufmann, jetzt Mäkler, der sehr angenehm, über Ceylon gut unterrichtet und mit aller Welt bekannt ist; er wird Ihnen praktische Rathschläge geben können über Ausrüstung Ihrer Expedition. ‒ Brief an ihn liegt bei. Er wohnt in Mutwal hat aber ein Comptoir im Fort und ist auf dem Consulat zu erfragen. ||
Wünschen Sie sonst noch etwas zu wissen? Bitte, sagen Sie nur. ‒
Hoffentlich sehe ich Sie noch in Ceylon, denn ich beabsichtige, bald zurückzukehren.
Mit vorzüglichster Hochachtung
Ph. Freudenberg
Versäumen Sie nur ja nicht, meine Briefe abzugeben; die Leute werden Ihnen Alle nützlich sein.
Mayner instruire ich direkt.
a gestr.: drum bitten