Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, [Januar 1910]
Einladung.
Am 6. Februar ds. J. erlebt unser verehrter Freund Dr. Bruno Wille seinen fünfzigsten Geburtstag.
Es besteht im engeren Bekanntenkreise die Absicht, dieses bedeutsame Ereignis durch einen fröhlichen Kommers zu feiern.
Als Zeitpunkt ist dafür der dem Festtage unmittelbar voraufgehende Sonnabend, also der fünfte Februar, festgesetzt, als Ort die Festsäle des altbewährten Restaurants „Bärenhöhle“ unmittelbar am Bahnhof der Station Rahnsdorf.
Beginn des Kommerses abends acht Uhr. Rahnsdorf ist die nächste Station jenseits Friedrichshagens, von allen Stationen der Stadtbahn mit jedem Zuge der Strecke Erkner zu erreichen. Zwischen 6 und 7½ fahren dorthin Züge:
vom Zool. Garten 6,10. 6,27. 6,40. 6,57. 7,10.
von Friedrichstrasse 6,23. 6,41. 6,53. 7,11. 7,23.
vom Schles. Bahnhof 6,34. 6,53. 7,04. 7.23. 7.34.
Der letzte Abendzug nach Berlin Schles. Bahnhof fährt 12,27, der erste Frühzug (über Stadtbahn bis Potsdam) 4,27.
Für Ausschmückung der Festkneipe, Musik, Tanz etc. wird von jedem Teilnehmer ein Pauschalbeitrag erhoben, der auf keinen Fall pro Familienhaupt 2 Mark überschreiten wird. Im Uebrigen bezahlt jeder seine eigene Zeche für sich. Für Tanz bieten die Festräume ausreichende Gelegenheit.
In der Annahme, dass auch Sie mit Ihrer Familie gern an dem Feste teilnehmen wollen, bitten wir Sie, möglichst umgehend Ihre Zusage sowie die Zahl der von Ihnen einzuführenden männlichen und weiblichen Familienmitglieder an Herrn
Wilhelm Bölsche in Friedrichshagen bei Berlin, Seestr. 63 übermitteln zu wollen. Sollte bei Ihnen der Wunsch bestehen, noch außera Ihrer Familie an dem Kommerse einzuführen, so bitten wir auf jeden Fall Zahl und Namen (mit Adresse) ebenfalls dort anzumelden, doch möchten wir zur Ergebung geben, dass es nicht wünschenswerth erscheint, über einen engeren Kreise persönlicher Freunde Bruno Willes allzu weit hinauszugehen.
Ebenfalls bitten wir, der nötigen Reihenfolge wegen, nach Möglichkeit vorher Herrn Bölsche von geplanten Festreden, Kunstdarbietungen oder sonstigen zur stimmungsvollen Feier gehörigen guten Absichten in Kenntnis zu setzen.
Im Namen der Festleitung
mit Gruss
Wilhelm Bölsche. Bernhard Kampffmeyer. Dr. H. Lux.
!! Briefe nach Friedrichshagen kosten 10 Pfg. Porto !!
[eigenhändiger Text Wilhelm Bölsches]
Lieber Freund! Ich sende Dir diese Einladung auf alle Fälle zu, - es könnte ja der Zufall wollen, daß Du um diese Zeit grade nach Berlin kämst. Es wird eine recht hübsche Feier werden, wenn sie auch eigentlich etwas verfrüht ist. Aber die junge Generation nach Dir lebt sich rascher und nervöser aus, - da || wird bald, fürchte ich, schon das Schwabenalter die richtige Grenze zum Fazit über alle individuellen Leistungen bilden!
Mit den herzlichsten Grüßen
Dein
W. Bölsche
a korr. aus: aus