Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Mittel-Schreiberhau, 18. September 1908
Mittel-Schreiberhau
i/R.
Haus Bölsche
18.IX.08.
Lieber Freund!
Bei dem wahrhaft schauerlichen Wetter hier, wahrem Novembersturm, haben wir uns eben entschlossen, schon früher als sonst geplant war, unser sturmumbraustes Rübezahlhäuschen hier zu verlassen. Meine Frau will zur Kur nach Wiesbaden gegen ihr altes Hüftweh. || Nun möchten wir gern etwa zwei Tage auf der Durchreise in Jena Station machen, – vorausgesetzt, daß wir die Freude hätten, Dich begrüßen zu können. Wir würden Mitte nächster Woche kommen und bei Diederichs absteigen. Würdest Du die große Liebenswürdigkeit haben, mich durch ein Wort telegraphisch zu verständigen, ob Du || zwischen dem nächsten Dienstag oder Mittwoch und Sonnabend in Jena bist? Ich fürchte, daß bei den absolut vorsündflutlichen (oder vielmehr sündflutlichen) Postverhältnissen hier im „Hochgebirge" eine Karte uns nicht mehr erreichen würde.
Falls Du jetzt nicht in Jena sein solltest, kommen wir erst Ende Oktober auf der Heimreise vorbei.
Die hübschen Jenenser Tage sind mir noch in lustiger Erinnerung. || Ich habe seitdem den zweiten Halbband meines „Tierbuchs" fertig gestellt und auch sonst manches gearbeitet, so daß ich mich jetzt auch auf etwas Ferien freue.
Mit den herzlichsten Grüßen an Dich und Deine Frau –
auf frohes Wiedersehen –
Dein
W. Bölsche
Deine „Progonotaxis hominis" habe ich mit größter Freude gelesen. Wie wundervoll sind auch die Tafeln!