Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, Januar 1907
Friedrichshagen,
Kaiserstr.
Lieber Freund!
In allernächster Zeit soll von Deiner Biographie im (neu organisierten und wieder lebens-fähigen) Verlage Seemann Nachfolger eine Volksausgabe im Formate etwa Deiner „Welt-rätsel" zum Preise von 1 M. herauskommen, – eine Idee, die ich mit Freude begrüßt habe. Der Verlag möchte nun gern auf den Umschlag irgend etwas Hübsches setzen, eventuell farbig, das im Schaufenster wirkte. Hast Du vielleicht selbst || irgend eine Idee oder Skizze, die sich hierzu verwerten ließe? Ich selbst habe an eine farbige Reproduktion Deines vorzüglichen alten Bildes im Ceylon-Kostüm gedacht, – weiß aber nicht, ob es reproduziert werden dürfte, da es ja wohl zu den „Indischen Reisebriefen" gehört? Wirkungsvoll wäre es jedenfalls! Jedenfalls würdest Du mir einen besonderen Gefallen mit einer Äußerung zu der (sehr eiligen) Sache thun. – Solche bunten Umschläge haben ja rein künstlerisch stets etwas rohes, – aber ich erlebe bei meinen Heften in dem „Kosmos-Verlag" doch, wie viel || dieses bunte Läppchen im naiven Leserkreise als Zugmittel thut!
Ich habe eben einen großen Aufsatz: „Was heißt Monismus?" für die „Gartenlaube“ geschrieben, der hoffentlich sehr viele Leser finden und gut zur Propaganda wirken wird. Das liebenswürdige Büchlein Dodel´s bespreche ich, da man es dort wünschte und ich gern auf diesen Leserkreis wirke, im „Vorwärts"!
Ich lese eben grade Hans Meyer’s Buch über die Anden (ich werde es in der „Deutschen Rundschau“ besprechen) und bin entzückt davon. Im Uebrigen stecke ich noch immer stark in der Arbeit an meinem ganz populären „Tierbuch“, das hoffentlich zum Herbst fertig wird. ||
Hier ist alles wohl, und die Silhouette wird Dir gezeigt haben, wie die Kleinen in die Höhe gehen. Hoffentlich trifft auch Dich dieser Brief in bestem Wohlsein.
Mit allen guten Wünschen u. herzlichsten Grüßen
Dein
Wilhelm Bölsche