Adalbert Geheeb an Ernst Haeckel, Freiburg im Breisgau, 25. Januar 1902
Freiburg im Breisgau,
Göthestr. 39, III,
den 25. Januar 1902.
Hochgeehrter, liebster Herr Professor!
Selten wohl hat ein Brief mich so sehr gefreut, erquickt u. gerührt, wie der Ihrige vom 11. des Monats, – der mir den Eindruck wiedergiebt, den Sie von den Mooslandschaften empfangen haben. Doch – „des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zu Theil“!
Sie verpassten nicht, 2 bittere Pillen || mir zu schlucken zu geben (dem ehemaligen „Pillendreher“), indem Sie die 2 Briefmarken beilegten! Lieber Herr Professor, das ist das erste Mal in der langen Zeit, die ich das Glück habe, mit Ihnen bekannt zu sein, daß Sie mich betrübt haben! Bitte, thun Sie das nie wieder!! Ich bin so tief, so lang’ ich lebe, in Ihrer Schuld, daß ich, auch wenn der Portobe-||trag 20 mal höher wäre, als er wirklich ist, nun und nimmermehr eine Vergütung desselben annehmen würde. –
Also tausend Dank für Ihren Brief, der auch meine treue Moosfrau tief bewegt u. erfreut hat!
Seit mehr als 10 Tagen liegen die Pappdeckel bereit, um Bryologia javanica u. Hooker’s „Musci exotici I. & II“ zu verpacken u. Ihnen zuzusenden, sobald Ihre Nachricht eintrifft. Da || dieselbe ausbleibt, muß ich wohl annehmen, Sie haben aus München die Werke erhalten. Bryologia javanica ist nur in schwarzem Druck erschienen, dagegen sind die „Musci exotici“ sowohl schwarz, als colorirt ausgegeben; ich besitze die letztere Ausgabe. Meine Frau ist nicht sehr erbaut von dieser Art von Abbildungen: sie sagt, der Druck ist einfach übermalt worden! O! könnten Sie doch einmal die 17 Tafeln Madeira- u. Teneriffa-Moose sehen, die die liebe Moosfrau in Aquarell gemalt hat! Gegenwärtig schreibe ich den Text dazu.
Mit 1000 Grüßen
in wahrer Hochachtung u. treuester Liebe Ihr A. Geheeb.a
a weiter am Rand von S. 4: in wahrer Hochachtung ... Ihr A. Geheeb.