Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, 25. Dezember 1901
Friedrichshagen b. Berlin, Viktoriastr. 7.
Lieber Herr Professor!
Nach 10 Jahren ist meine alte „Mittagsgöttin“ glücklich von den Toten wieder auferstanden, in neuem Verlage in 2. Auflage, mit stilistisch hier und da etwas revidiertem, sonst aber unverändertem Text.
Nach vielfältigen Fahrten (von den || Worpsweder Marschen bis ins Riesengebirge und wieder bis an den Rhein) bin ich jetzt endlich fest hier angelangt und arbeite eifrig am 3. Teil (dem letzten) des „Liebeslebens". Den ganzen Sommer gedenken wir wieder in Schreiberhau zuzubringen. Ich bin dort jetzt glücklicher Besitzer von 3 Morgen Kartoffelacker und einem alten Bauernhaus || auf altem Gletscherschutt der Eiszeit. Wandern Sie nicht im Sommer auch einmal hin? Ich finde die Landschaft in jeder Hinsicht einzigartig.
Hier geht alles trefflich. Die beiden Kinder gedeihen auf’s beste.
Mit frohem Neujahrsgrußa (auch von meiner Frau) an Sie und die Ihrigen Ihr
Wilhelm Bölsche
Ich bespreche grade Ihr köstliches Insulinde-Buch für die „Deutsche Rundschau“.b
a korr. aus: Weihnachtsgruß; b Text weiter auf dem Rand von S. 2: Ich bespreche … Rundschau“.