Anonym

Anonym an Ernst Haeckel, o. O, o. D.

An den berühmten Herrn Prof. Haeckel

Ihr deutsche, französische, belgische Ankömmlinge und Eindringlinge, ihr müsst wissen und ueberzeugt sein, daß eine philosophisch-religiöse Propaganda gar keinen anderen Wiederhall in diesem Lande haben wird, als das Gelächter der allergrössten Ueberzahl || der Bevölkerung. Ueberzeugte Katholiken, und indifferente Geister, die alle zusammen fast die Totalität der Nationen ausmachen werden in ihrem Inneren euch alle und eure heutige Bosse herzlich auslachen.

Es ist auch unerhört daß unberufene Ausländer sich Derartiges anmassen || in einem fremden civilisirten Staate. Würdet ihr dasselbe unsererseits in eurem Vaterlande erdulden? Und wie könnt ihr eine Bekehrung in Italien möglich glauben, die euch bis jetzt in eurem eigenen Vaterlande misslungen ist?

Und du, berühmter Haeckel, du musst auch wissen daß auch in Italien, wie in Deutschland, die Zahl der gebildeten Personen keine geringe ist die deine reellen und || grossen Verdienste in der positiven Wissenschaft kennen und anerkennen, die aber gleichzeitig philosophischea Begabung, und Vorbereitung und Seriosität gänzlich absprechen.

Fordert alle weg baldigsten, und unterdessen Wein, Weib und Gesang und fröhliches, gut auszulachendes antiklerikalisches Carneval.

Ein in Italien seit lange

ansässiger Deutscher Mann.

Vergesset nicht einen Besuch dem Papste zu machen, der auch alle lächelnd empfangen wird.b

a korr. aus: philosophischen; b Text weiter am rechten Rand von S. 4: Vergesset nicht … empfangen wird.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 9529
ID
9529