Anonym

Anonym an Ernst Haeckel, Münster, 12. September 1911

z. Z Münster, den 12. IX. 11.

Euer Excellenz

erlaube ich mir anläßlich Ihrer Jubeltage die ergebene Bemerkung zu unterbreiten, daß ich lebhaft die zutagetretende Ueberhebung beklagen muß. Es ist eine direkte Vermessenheit, die von der ewigen gerechten Gottheit nicht scharf genug bestraft werden wird, daß Sie durch Ihre monistische Bewegung Tausenden und Abertausenden den Gottesgedanken nehmen und gleichsam ein kaltes, „wissenschaftliches“ Nichts dafür geben.

Selbstverständlich habe ich die wahren und untrüglichen Beweise, wie sie auch ein Jeder geben kann, der wahrhaft „geistig“ forscht, daß über uns und in uns eine geistige, göttlich intelligente, Welt existiert, aus der heraus alles materielle Dasein seinen Ursprung herleitet. Es ist leider wohl nicht mehr möglich Sie auf den Weg zu bringen, der zu dieser wahren Erkenntnis hinführt, aber über Ihr Grab || hinaus hält Ihre zerstörende Theorie nicht stand, dann werden Sie aber nicht mehr die durch Sie in’s Rollen geratenen Lawine aufhalten können, so gern Sie dieses dann auch möchten!

Da mich keinerlei persönliche Interessen, sondern nur allein mein Herz zu diesem Warnrufe veranlaßt, so erübrigt sich die Nennung meines Namens und will ich nur noch erwähnen, daß ich auf Grund meiner wissenschaftlichen und geistigen Forschungen die unerschütterliche Ueberzeugung von einer göttlich geleiteten Welt erhalten habe. –

Auch ein Forscher.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
12.09.1911
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 9524
ID
9524