Anonym an Ernst Haeckel, Rostock, 3. Juli 1909
Rostock, den 3. Juli 1909
Hochverehrter Herr Professor!
Ich habe die Überzeugung, daß Sie trotz Ihres abgeschlossenen Lebenswerkes das Forschen nach Wahrheit nicht aufgegeben haben und unentwegt der Sphinx des Lebens ins Auge sehen, um neue Erkenntnisse zum Heile der a noch allzusehr verblendeten Menschheit aus den Tiefen der Natur zu schöpfen. Sie werden es daher nicht verschmähen, eine Schrift zu lesen, die im wesentlichen auf naturwissen-||schaftlicher Grundlage aufgebaut ist und Ihrer Lebensarbeit besonders eingehend gedenkt. Das Buch ist anscheinend verschollen, bildet aber einen bedeutsamen Beitrag zum Darwinismus und seine Lehre bezeichnet sich unter Bezugnahme auf Ihre „Anthropogenie“ S. 708 als dynamischer Monismus.
Aus der Natur wissen wir jedes Samenkorn wird aufgehen, wenn es die erforderlichen Bedingungen seines Wachstums findet. Ist dieses || Buch ein Samenkorn, so wird es aufgehen und besonders für den „Monismus“ befruchtend wirken. Als Laie kann ichb die Lehren dieses Buches nicht wirksam machen. Dazu sind die Führer unseres Volkes berufen. Neue Ideen werden Sie nicht zurückweisen, wenn Sie sie als Wahrheit erkennen. Ist es die Wahrheit, so werden Sie zu den größten Wohlthätern und den Herren der Menschheit gehören. Ist in diesem Buch kein Korn der Wahrheit, so werden Sie doch mit Genuß einen andern Geist auf seinen Wegen begleitet haben. ||
Das Buch heißt:
„Das Dasein als Lust, Leid und Liebe.“
Die Altindische Weltanschauung in neuzeitlicher Darstellung
Ein Beitrag zum Darwinismus von Dr. Hübbe-Schleiden.
Braunschweig
C. A. Schwetschke & Sohn
(Appelhans & Pfenningstorff
1891
Ich selbst habe weder mit Verleger noch Verfasser etwas zu tun. Mein Interesse ist das Erkennen der Wahrheit. Hiezu bedarf es bedeutendere Geister als ich bin. Ich habe nicht die Absicht, mit berühmten Gelehrten zu korrespondieren. Deshalb bleibt mein gänzlich unbedeutender Name Ihnen verborgen. Name ist Schal [!] und Rauch. Die Sache ist alles. Ich nenne mich deshalb nur:
einen Wahrheitssucher.
a gestr.: nur; b eingef.: ich