Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 3. Mai 1902.
Leisler, Bock & Co.
Adress Telegrams
Leisler, Glasgow.
Castle Chambers
55 West Regent Street
Glasgow
3 Mai 1902
Liebster Freund!
Für Deinen liebenswürdigen Brief vom 1ten schulde ich Dir nicht nur Dank – sondern auch antwortlich Deiner Mittheilungen bezüglich des Denkmals „Klaren Wein“. Ergo überreiche ich Dir einliegend meine Correspondenz an Magnussen. Knüpfe aber an die Erfüllung Deiner Bitte die ausdrückliche Bedingung daß Du mir erlaubst in Rede stehende M 5000 vor-||zustrecken. – Einliegend ein Cheque a/ Berlin für besagte M 5.000. Du bist es Dir, Deiner Familie Deinen Freunden der Welt schuldig, Dir Nichts „abgehen“ zu laßen – den lebenden Haeckel in seiner Kraft und geistigen Frische so lange wie möglich zu erhalten. Auf keinen Fall darf die Gehirn Influenza unter der Paul von Ritter leidet Dich in irgend einer Weise berühren!
Quod erat demonstrandum – Also Schluß. || „Schwamm drüber“ –
Sehr leid thut es mir zu hören daß Schwester Röschen wieder so Viel gelitten hat und noch leidet. – Außer Chirurgen (Heinrich) wissen die Aerzte verdammt Wenig und helfen noch weniger. –
Diese Erfahrung machen wir auch wieder bei meinem Bruder. – Er war 3-4 Tage in W’baden – der Arzt, der ihn behandeln wollte, mußte verreisen und mein Bruder verlor die Geduld und ging nach Bonn zurück. – In Baden-Baden war er bei Groddeck und schimpft auf Arzt und Platz. – Meine arme Frau sitzt in Bonn bei ihm aber wie er bei Sulfanol und Morphiumseinspritzungen gesunden will ist mir schleierhaft. – Ich will meiner Frau Obkircher erwähnen. –
Trotz Mai hier hundekalt. – Ich bin meine Influenza noch nicht ganz los. –
Caviar wollte ich jetzt keinen senden nur wissen ob der Berliner die Ordre zu Deinem Geburtstag ausgeführt hat. – Mit herzlichen Grüßen zu Hause
Dein
Paul Rottenburg
Correspondenz Magnussen erbitte mir retour!a
a weiter am Rand v. S. 3