Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Frankfurt am Main, 9. Februar 1902
Frankfurt/Main
„Frankfurter Hof“
9n Februar 1902
Hochgeehrter Herr Professor,
Da ich aus mehreren Zeitungen die Nachricht entnommen habe, daß die Presse die Denkmalsangelegenheit mit diversen meine Persönlichkeit berührenden Details, gegen meinen ausgesprochenen Wunsch, vor die Öffentlichkeit (vide aÜber Land und Meer N. 18) gebracht hat, –|| so erlaube ich mir sie höflichst zu ersuchen dafür zu sorgen, daß das Denkmal vertragsmässig am 1n Mai 1904 oder früher in Jena abgeliefert und in Unserer und unserer Freunde und Bekannten Gegenwart auch wirklich enthüllt werde, da es keine Schande ist die Verdienste eines Mannes öffentlich zu Ehren, sowie || andererseits es keine Unehre ist aufrichtige Ehren zu empfangen und dieselben vor der Öffentlichkeit zu bekennen, wie es viele Beispiele aus dem Alterthume, aber wenige aus der Neuzeit lehren, wo das Lob dem wurmreifen Cadaver gespendet wird. –
Eurer geneigten und wohlwollenden Aufnahme meines Besuches mit Rückantwort || entgegensehend, – zeichne ich mit herzlichen Grüssen. –
Hochachtungsvoll,
Paul Ritter
Gleichzeitig ersuche ich Sie mir die Redaction der Aufschriften zu Ihrem Denkmale zukommen zu lassen, damit nicht eigennützige Fremde über die Ehrengabe verfügen möchten.
Paul Ritter
Bitte diesen Brief v. 9n Februar 1902 zur Verhütung von Missverständnissen aufzubewahren.
Paul Ritterb
a eingef.: Über b Nachschrift ("Bitte […] Ritter"( vertikal am Rand von S. 4 nachgetragen