Basel
Schärtlingasse 8
4r Mai 1890
Hochgeehrter Herr Professor,
Vielen und herzlichen Dank für Ihre geehrte Zuschrift v. 1n Mai 90, welche mir gestern hier von der Post behändigt wurde und aus welcher ich mit aufrichtiger Freude entnehme, daß Sie mit wissenschaftlichen Schätzen beladen den sicheren Hafen einer liebevollen Häuslichkeit von keinem Gendarmen-Auge bewacht|| glücklich und wohlbehalten erreichten. –
Das mir zugeschickte Telegramm hat gar keine Bedeutung und muß den unzähligen anderen zur Seite gestellt werden, welche nach Basel gerichtet wurden als die Schenkung an Jena durch die Presse bekannt wurde. – Für mich persönlich hat jedoch dasselbe nur die Bedeutung, daß ich in einigen Tagen nach Russland areise, um von meiner bnordischen Heimath auf immer|| Abschied zu nehmen und bei vorkommender Gelegenheit mit einem stummen aber beredten Zeugen versehen zu sein, daß zur Zeit, wo ich die Schenkung machte, weder todt noch verbrannt, sondern an Geist und Körper frisch und gesund war. –
Denn jeder Mensch muß streng darauf halten, daß sein Verstand nicht vor der Öffentlichkeit zweifelhaft gemacht werde, sonst wird er auch sittlich verdächtig.|| Aber ist ihm seine reinste Sitte zugestanden, dann ist ihm auch der klarste Verstand zugesprochen. –
Bitte um Entschuldigung Ihnen durch das Abschicken des Telegramms vielleicht Ungelegenheiten verursacht zu haben und daher empfangen Sie nochmals meinen herzlichsten Dank. – Ende Mai bin ich wieder in Basel. –
Viele liebe Grüße an Ihre hochgeschätzte Frau und Familie und Ihnen ein herzlicher Händedruck von Ihrem Sie hochschätzenden Freunde, –
Paul Ritter
Das Telegramm bringe ich wieder zurück u. schicke es Ihnen zu. –
a eingefügt: reise; b eingefügt: nordischen;