Max, Gabriel

Gabriel von Max an Ernst Haeckel, München, 9. März 1894

München 9. 3. 94

Hochgeehrtester Herr Professor!

Durch Unwohlsein und andere Wiederwärtigkeiten [!] war ich abgehalten meiner Freude Ausdruck zu geben über die Festglocken, welche von Jena aus über die Erdkugel klangen und auch München berührten.

Hochverehrtester Herr Professor, Sie wissen nicht welche Freude ich empfinde, daß sie meine Skizze so gütig annahmen, fast war ich eher auf eine Strafpredigt gefaßt, welche etwa mit dem Refrain endigt „Schuster bleib etc.“ Meinen herzlichsten Dank für die freundliche Übersendung der Festberichte, wirklich die ganze Welt feierte mit! Und Ihre herr-||liche Rede!! Daß in diesem Andrängen meine kleine Leinwand Ihre wohlwollende Aufmerksamkeit erregen konnte gibt mir den Mut, die mir in Ihrem vorletzten Briefe gestattete Bitte zu stellen: mir großmüthigst ein mit Autogramm versehenes Exemplar Ihrer Anthropogenie zu überlassen. –

Ihr werthes Schreiben vom 5/3 beantwortend, danke ich für die wissenschaftliche Tischkarte und bin Ihnen wirklich dankbar wenn Sie das haarige Ehepaar photographiern lassen. Ich unterließ es um so viel als möglich das Zeichen meiner Verehrung jungfräulich zu erhalten, aber die unberufenen Augen von Atelierbesuchern betteln mich || noch nachträglich um eine Photographie davon. Sobald der Photograph die Platte und Ihre Abdrücke angefertigt hat, werde ich mir erlauben mich mit ihm wegen einer Anzahl Abdrücke für mich zu verständigen.

Gar nichts habe ich dagegen die bereits Paradiesvertriebenen in irgend einer Zeitschrift auftauchen zu sehen, solche Spiegel gönne ich der Menge, doch wäre die Auszeichnung für Vater, Mutter, Kind und mich zu groß, wenn Ernst Häckel eigenhändig als Medium aufträte.

Die Leipziger Illustrirte würde es am besten wiedergeben.

Sollte in einer neuen Auflage Ihrer „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ die Tafel mit den Affenprofielen [!] || wieder erscheinen, so würde ich mich gern antragen selbe zu zeichnen nach Ihrem Wunsche und Angaben, da ich das Material dazu seit langen Jahren gesammelt habe.

Indem ich für all’ die Güte mit der Sie mich auszeichnen herzlichst und höflichst danke

in tiefster Verehrung
G. Max

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
09.03.1894
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 9173
ID
9173