Harro Magnussen an Ernst Haeckel, Berlin-Grunewald, 5. April 1902
Harro MagnussenGrunewald-Berlin, d 5 April 1902
BildhauerDelbrück-Strasse 23.
Sehr geehrter Herr Professor!
Es thut mir unendlich leid daß Sie bis jetzt an der Erkältung gelitten haben, hoffentlich ist Ihnen dadurch die Erinnerung an den Aufenthalt hier nicht zu sehr getrübt. Daß Sie Herrn Dr. v. Ritter wieder aufsuchen wollen, ist sehr liebenswürdig und der Sache gewiß sehr dienlich. Wenn man nur nicht das mäßige Mittel der Photographie benutzen müßte zum gegenseitigen Verständniß. Hoffent-||lich gelingt es Ihnen wieder Herrn Dr. v. Ritter zu überzeugen daß das, was wir wollen in guten Bahnen läuft. Der Gesammtentwurf ist sicher originell und imponierend, dabei völlig der darzustellenden Sache in jeder Beziehung angepaßt. Es wäre mir sehr unlieb wenn das Ganze wie es jetzt harmonisch zusammen geht noch wieder gestört würde. Viele Nächte haben herhalten müssen um dieses Geisteskind zur Welt kommen zu lassen, wenn a jetzt irgend ein Körperteil amputiert oder ein unvorhergesehenes angesetzt werden soll so ist die ganze || Harmonie zerstört. In Betreff der Büste hat Ihre Frau Gemahlin ganz Recht, die Büste ist oder war damals nach der einen Seite hin, der Schattenseite etwas zu breit, nicht ganz symmetrisch in der Eile ausgefallen, ich arbeite aber noch ununterbrochen dran und habe diesen Fehler schon ausgemerzt. Wenn ich sie für fertig erklären kann bekommen Sie mehr Photographien, einstweilen hat’s noch keinen Zweck. Aber die Arbeiten selbst sehen eben viel besser aus als die Photographien und da wäre es gut, wenn Herr Dr. v. Ritter einmal selbst herkäme und alles || in Augenschein nehme, ehe er von der Ferne aus zerstört.
Die Abzüge habe ich beiden Photographen bezahlt und Sie werden Ihnen bald zugehen.
Mit verbindlichen Gruße von Haus zu Haus
Ihr ergebenster
Harro Magnussen
a irrtüml.: ich