Harro Magnussen an Ernst Haeckel, Berlin, 16. Januar 1902
HARRO MAGNUSSEN
BILDHAUER
Grunewald-Berlin, d. 16 Jan. 1902a
Delbrück-Strasse 23.
Sehr geehrter Herr Professor!
Glücklich wieder daheim, möchte ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin verbindlichst danken für Ihre mir erwiesene Gastfreundschaft. Beiliegend sende ich Ihnen eine Zeitungsnotiz, die mir nicht sehr angenehm ist. Ich wußte nicht, daß der Herr v. Ritter oder Sie selbst etwas gegen das Bekanntwerden der Denkmalsangelegenheit hätten, und nachdem der Kaiser und der Oldenburger Großherzog noch dazu kamen, mit Aufträgen || da war mein Herz so voll, daß der Mund überlief. Nun hoffentlich tragen Sie mir diese Indiskretion nicht weiter nach. Zweitens liegt ein Brief von Hermann bei, der so recht seinen geistigen Verfall zeigt. Er bringt Alles durcheinander. Ich habe ihn schon möglichst aufgeklärt. Heute habe ich mit der Skizze begonnen. Mit dem Alpenstock und dem Mantel wird sich die Figur sehr nett machen.
Wenn Sie Herrn v. Ritter den Vertrag senden, bitte ich ihn aufzuklären über || die von mir gewünschte Anzahlung von 5000 M. Daß eine solche nemlich Usuel ist, weil der Künstler gleich noch ehe er an die Arbeit selbst geht sowie auch während der Arbeit fortwährend große Auslagen hat, an Modellgeldern Gypsgießer etc. etc. Damit ich b aber in Ruhe arbeiten kann, und keine pekuniären Sorgen haben brauche (denn in der Tasche habe ich nicht viel) habe ich auch im Contrakt diesen Wunsch ausgesprochen. Hoffentlich werde ich noch fertig mit der Skizze, ehe der Herr v. Ritter fortreist. ||
Ihrem Frl. Tochter wünsche ich weiter gute Träume, und bitte Sie, Ihren verehrten Damen meine Empfehlungen zu Füßen legen zu wollen Herrn Dr. Schultze meinen besten Gruß. Ihnen sehr verehrter Herr Professor wünsche ich eine weniger fühlbare Achillessehne.
Ich begrüße Sie
als Ihr dankbar
ergebener
Harro Magnussen
a irrtüml.: 1901; b gestr.: daran