Harro Magnussen an Ernst Haeckel, Berlin-Grunewald, 28. Dezember 1901
Harro Magnussen
Bildhauer
Grunewald-Berlin, d. 28 Decb 1901.
Delbrück-Strasse 23.
Sehr geehrter Herr Professor!
Anbei Alles gewünschte, was ich in der Geschwindigkeit zusammen bringen konnte, mit Ausnahme der Bleifederskizze, die ich erst morgen Sonntag Mittag per Eilboten nachschicken kann, da ich nicht eher fertig werde. Soetwas muß überdacht werden. Sollte es Sie nicht mehr treffen, so bitte ich im Hotel Weisung zu hinterlassen, daß ein Brief an Sie per Eilbote: Abs. Harro Magnussen Grunewald an die Adresse des Herrn von Ritter per Boten überbracht || wird, natürlich, wenn Sie es für angezeigt halten.
Nun hoffe ich daß der Herr von Ritter aus dem Material ersieht daß nicht nur kleinliche Geister unter den deutschen Bildhauern sind, sondern dasß man strebt nach bestem Können. Es wäre übrigens eine Schmach wenn Ihr Denkmal von einem Italiener sollte gemacht werden, dann könnten wir Goethe und Bismarck auch von Ausländern machen lassen. Darauf dürfen Sie als Deutscher überhaupt sich nicht einlassen.
Mit großer Freude und Genugthuung werde ich im-||mer des gestrigen Tages gedenken, mag aus der Sache selbst werden, was will. Aber trotzdem würde es mich tief unglücklich machen, wenn ein anderer mir das nehmen dürfte, wonacha ich, allerdings in weit bescheidenere Maaße seit Jahren strebte.
Die Arbeit an sich reizt mich sehr, aber noch mehr ist es das, daß ich dadurch offen dokumentieren kann, daß ich Sie, hochverehrter Herr Professor für den großen geistigen Führer der jungen Generation, nicht nur Deutschlands, sondern aller civilisierten Länder erachte. Nehmen Sie dieses letzte || nicht als leere Schmeichelei, sondern als Frucht eines jahrelangen geistigen Arbeitens und Ringens.
Mit herzlichen Grüßen auch von meiner Frau und meinem Jungen, (dem Naturforscher in spe)
bin ich Ihr dankbarer
Harro Magnussen
a gestr.: dem