Ferdinand Albrecht an Ernst Haeckel, Mannheim, 24. August 1888
Mannheim, 24 August 1888.
Geehrter Herr Professor!
Ich erlaube mir Ihre Zeit einige Minuten in Anspruch zu nehmen, indem ich Ihnen eine Bitte unterbreite, deren Erfüllung Andere und mich Ihnen dankbar verpflichten würde.
Die Bitte geht dahin, Sie möchten der Bibliothek des hiesigen Freidenkervereins Einiges Ihrer Geistesarbeit zuwenden.
Als Bibliothekar des genannten Vereins glaube ich diesen Schritt wagen zu dürfen und hoffe ich, bei Ihnen, hochverehrter Herr Professor, damit nicht den Vorwurf der Taktlosigkeit zu erwecken.
Ihre Werke sind zur Befestigung der Weltanschauung denkender Menschen die beste Grundlage und dürfte diese Erkenntniß meine Bitte rechtfertigen. Ich selbst habe bis jetzt Ihre „Natürliche Schöpfungsgeschichte“, die „Anthropogenie“ und die „generelle Morphologie“ angeschafft und dem Verein zur Verfügung gestellt; Ihre „Vorträge“ besitzt der Verein ebenfalls.
Wenn Sie nun die Güte haben wollten und uns in dem angeregten Sinne Weiteres aus Ihren geschätzten Werken zuwenden wollten, so dürfen Sie überzeugt sein, daß die Würdigung Ihrer Verdienste um die Aufklärung der Menschheit, bei uns eine gesteigerte sein wird. ||
Entschuldigen Sie Herr Professor die Freiheit, die ich mir herausnehme und gestatten Sie mir Ihnen die Versicherung meiner größten Hochachtung zu geben
Ihr ergebener
Ferd. Albrecht.
Adresse:
G 7. 5.
Mannheim.