Karl Alberts an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 23. August 1878
Wiesbaden, den 23. August 1878
Hochferehrtester Herr!
Auf Ire freundliche Anfrage fom 16. kann ich Inen mitteilen dass ich schon nächsten Dienstag im Stande sein werde, Inen di Correktur zu Irem geerten Beitrag für Heft 7 des Kosmos zu senden, und zwar – wenn ich keine andre Ordre erhalte – unter Adresse des Herrn Reinwald, wo Si bis zum 30 dMs., Irem erw. Brife zufolge, zu finden sind. – (Meinen Si nicht, ferertester Herr, dass ich mir die Erlaubnis fon Inen ausbitten dürfte und sollte, in meinem Separatabdrukk jener Arbeit dem „Protistenreich“ einen erwünschten Gefärten zu ferschaffen???). –
Filleicht ist es Inen interessant zu erfahren, dass Dr. Krause das brillante Kapitel über sozus. Virchow u. die Sozialdemokrati aus Irer neuesten Schrift mit entsprechender Einleitung in den nächsten Kosmos bringt. Wir kommen damit der Rundschau mit dem avisirten Fortrag O. Schmidt’s – der übrigens neuerdings in einem Br. an mich dem Kosmos ein gutes Fürungsattest ausstellt u. künftige Teilname fersprochen hat – um fir Wochen zufor. Ich darf Inen wol einen betreffenden Abzug (nach Paris?) senden? ||
Caspari ist, wi Si in Heidelberg erfaren haben werden, nun ebenfalls mit seiner im Mskr. schon file Monate alten Streitschrift (die er beim Besuch Virchow’s sogar in der Tasche hatte) – gegen mein lebhaftes Abraten – Inen „zu Hilfe“ geeilt. Die Broschire ist, wie sich, troz des Titels, schließlich herausstellt, sowol für Feind wie Freund (den Ferfasser inbegr.) weniger gefärlich als ich fürchtete. Das andre enfant terrible des Kosmos, Pr. Jäger, wird mich nächstens auf einige Zeit besuchen. Ich werde dann mein Möglichstes tun, seine – wenn auch forzugsweise nur in Terminologie und Darstellung – uns allen gefardrohende „Seelen“-Teorie auf ein fernünftiges Maß zurükkzuschneiden.
Haben Si mir bis jetzt geduldig zugehört, ferertester Herr, so darf ich wol auch mit der ganz privaten Nachricht herausrükken, dass ich für nächstes Früjar ein bescheidenes Bauerhaus am Rhein acquirirt habe, das ich, in der stillen Hoffnung auf möglich künftige Intraden aus dem Inen bekannten Paten, Villa Kosmos taufen möchte.
Daher habe ich das Gefül, als ob ich Irea Einwilligung zu disem Taufakt nötig hätte. Diselbe könnte ich mir nun in keiner schöneren Gestalt träumen, als wenn es Inen etwa im lauf des nächsten Sommers gefallen wollte, || auf einer Irer Reisen eine Zeitlang unter dem Inen mit gewidmeten Dache zu rasten.
Si würden sich dann wol überzeugen können, dass Si keinen treueren Freund haben als
Iren
in forzüglichster Hochachtung ergebenen
Karl Alberts
a korr. aus: Irer