Alberts, Karl

Karl Alberts an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 20. Juni 1878

Wiesbaden, den 20/ Juni 1878

Hochferertester Herr Professor!

Dr Krause, der übrigens leicht ein bischen schwarz sit, hat nur insofern Recht, als der materielle Stand des „Kosmos“ in der Tat günstiger sein könnte. Ich schreibe dies jedoch weniger den Einflüssen der beiden andren, rein nominellen „Redaktören“ zu, als den ungünstigen Zeitverhältnissen di dem nachhaltigen Opfermute unserer Denker-Elite (in Höhe fon 6 M. p. Qtal) nicht eben zu Hilfe kommen. Auch ist die ganze Anlage des Unternemens bezügl. der Ausstattungs- u. Honorarbedingungen auf einen größeren Leserkreis berechnet als unsere 800. – An lezteren Punkt zu rüren ist mir nicht gegeben (ich habe nur an einer einzigen, Inen allerdings nahe stehenden Stelle eine one weiteren Grund geschaffne Ausname beseitigen zu dürfen geglaubt). Betreffs des ersten Punktes wären so umfassende Änderungen erforderlich (Umwandlung in eine Monatschrift mit ferändertem Format u. Preis u a), dass sich erst später, bei stabileren Zeit-Umständen darüber ferhandeln ließe.

Was mich übrigens den für meine Ferhältnisse gewiß einschneidenden || Zuschuss (fon 150–200 Thl. monatlich) bisher mit filosofischem Gleichmut tragen ließ, ist eben das Bewußtsein, im Dienste eines Ideals zu stehen und ich wüßte nichts, was mich zum Ausharren in änlicher Weise hätte ermutigen können als Ir lieber fererter Brief, der in seiner edlen, wolwollenden, uneigennüzigen Fassung genau so unter der übrigen Kosmos-Korrespondenz herforragt, wie der Autor aus seinen übrigen „Gesinnungsgenossen“. Es wäre trivial wenn ich noch ein weiteres Dankeswort beifügen wollte.

Dr Krause hat mich schon seit geraumer Zeit fon Irem zu erwartenden freundl. Beitrag ferständigt und wir freuen uns ser darauf. Di dazu gehörigen Clichés bitte mir recht bald zu bezeichnen. Hoffentlich ist uns doch keine Wiener Zeitung zuforgekommen; ich würde sonst wenn tunlich für einige passende Zusäze oder eine die Originalität des Kosmos warende teilweise Umarbeitung plädiren.

Beifolgend die gewünschten Exempl. (deren merere auf Wunsch jederzeit zur Verfügung stehen). Ich gestatte mir – für den Fall, dass mein Leipziger Haus dis fersäumt hat – die zu gleicher Zeit erschienene Brochüre zweier Freunde beizulegen, die ebenso rückhaltlose Fererer Ires Namens sind || wi der ergebenst Unterzeichnete. Ich meine, dass, wenn auch Jäger sich leider oft über die der „exakten Forschung“ gestekkten Grenze hinreißen läßt, di seltne, hoch über di landläufige Modekäuerei hinausragende u. stets einen Fortschritt sichernde Originalität seines Denkens im auch Ire Simpati sichern müßte. Über Kühne sage ich nichts, da das sozus. eine oratio pro domo wäre.

In forzüglicher Hochachtung u. Ferehrung

Ir

unbegrenzt ergebener

Karl Alberts

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
20.06.1878
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8931
ID
8931