ingeniör
fritiof ahlsell
stockholm
drottninggatan 7
telegrafadr.:
ahlsell, nordstjernans
stockholm
rikstelefon 1198
allm. telefon 4602
Stockholm den 23 Februar 1907
Herrn Professor, Dr. Ernst Haeckel
an d. Universität
Jena
Als ich neulich in der Zeitung las, dass Sie zur Linnéfeier in Upsala am 23, 24 Mai d. J. eingeladen war [!], habe ich – eifriger Monist wie ich bin – eine wahre Freude empfunden, und meine alte Hoffnung Sie einmal kennen zu lernen erwachte wieder. Aus diesem Grunde erlaube ich mir jetzt an Sie zu schreiben um ehrfurchtsvoll zu fragen ob Sie nicht allen hiesigen Monisten – sie sind Legio glaube ich – Gelegenheit geben wollen Ihre wunderbare monistische Weltanschauung aus Ihrem eigenen Munde zu hören?
Wohl kann ich mir gut denken, dass Sie, bei Ihrem Alter, Bedenklichkeiten gegen eine Reise nach dem hohen Norden haben können, aber ich versichere Sie, dass die Reise eine sehr leichte und bequeme ist, und dass gerade der Monat Mai dafür sehr passend ist. Zu der Zeit sind die Eisbären nicht mehr auf den Strassen zu sehen!!
Ihre Arbeiten kennt man, wie Sie wohl wissen, recht gut hier in Schweden, und Sie können deshalb davon überzeugt sein, dass, wenn Sie wirklich kommen und die Liebenswürdigkeit haben einige Vorträge zu halten, jeder Platz im Auditorium besetzt wird! – Die Eisenbahngleisen der monistischen Weltanschauung für die Strecke von Jena || nach Schweden sind fertig gelegt, es fehlt nur der Zug! Hoffentlich kommt er!
Mit Vergnügen werde ich alles Nötige für die Vorträge besorgen und wenn Sie es wünschen Ihnen auch mit Wohnung u. dergl. behülflich sein.
Zuletzt erlaube ich mir Ihnen aufrichtig und vom Herzen zu den geplanten „Haeckelmuseum“ in Jena zu gratulieren!
In der Hoffnung eine günstige Antwort zu bekommen zeichne ich
mit vorzüglicher Hochachtung
Fritiof Ahlsell