N. N. Altsmann an Ernst Haeckel, Como, 19. November 1903
8 via Son Martino
Como den 19.11.1903.
Sehr geehrter Herr Professor
den Kampf um die Welträthsel habe ich zu meinem Bedauern nur stückweise verfolgen können.
Iezt, nachdem ich das Nachwort Ihrer streitbaren, männlichen und biederen Schrift gelesen habe, verstehe ich den wahren Grund der feigen Angriffe gegen Sie und möchte nicht länger säumen Ihnen meine aufrichtige Bewunderung auszusprechen. Daß Sie in den Augen derer, die mit Ihren Lehren, Ansichten und Ueberzeugungen übereinstimmen, den Sieg davon getragen, darüber kann kein Zweifel bestehen.
Auch ist es nicht deßhalb, daß ich diese Zeilen an Sie richte, sondern aus Dankbarkeit dafür, daß Sie den Muth gehabt haben in das Wespennest der Dunkelmänner, gleichviel welcher Rasse und Glaubens einen gewaltigen Hieb zu thun, der nicht ohne Erfolg bleiben wird. Was Ihnen aber zu besonderer || Ehre gereicht, ist Ihr tapferer Angriff gegen die gepanzerte Riesenfeste Rom; und wenn Ihnen dafür nicht alle Deutschen dankbar und offen zujubeln, thun es die Besten unter ihnen aus vollem Herzen.
Davon würden Sie sich am ehesten überzeugen, wenn die römische Klerichni es wagen sollte gegen das „Wahre, Gute und Schöne“ predigen zu wollen, oder das Kreuz zu erheben.
Ihr
aufrichtig dankbar Ergebener
Prof. Altsmann.
Sr. hochwolgeb.
Herrn Prof. Ernst Haeckel
Jena
Germania.