Hermann Allmers an Ernst Haeckel, Rechtenfleth, 14. Oktober [1898]
Rechtenfleth
d 14 Octbr
Herzlieber Haeckel.
Freud und Leidbringend lief soeben Dein Brief ein nachdem zugleich mein junger Freund von Deinen Schriften begeistert nach Jena eilt um Deine Wahrheiten aus Deinem eignen Munde zu vernehmen. Reepen ist ein so prächtiger und für Wahrheit und Schönheit begeisterter Kerl, daß er, wie nur Einer auf Erden unserer Teilnahme werth ist, vor Allem als begeisterter Anhänger der Naturwissenschaft und um Dein Interesse für ihn zu || erhöhn bitte ich Dich einige Blätter seines jüngst an mich geschriebenen Briefes zu lesen, die ich Dir deshalb für Dich einlege.
Er wünscht namentlich durch Deine gütige Vermittelung in passende Universitätskreise eingeführt zu werden, was bei seinem reichbewegten Weltleben in drei Welttheilen, seinen Sprachkenntnißen echt nobelem Manieren sicher nicht schwer helfen wird.
Wenn dieser Brief dort angekommen wird Reepen ebenfalls nicht lange mehr auf sich warten lassen und a mir ist durchaus nicht bange, daß er Dir mißfallen wird; Deinem alten treuen Hermann Allmers aber thust Du mit seiner freundlichen Aufnahme einen Dienst der größer ist als || daß ich für seine Auseinandersetzung auf dieser Seite Platz b hätte.
Alles Übrige habe ich bereits im letzten Briefe berührt. Auch unser lieber Walter soll bald einen hererfreuenden Brief haben.
So lebe wohl mein Herzensjung und bleib ferner zugethan
Deinem alten Vielgetreuen.
NS.
Deine englische Rede in Cambridge zähle ich zum c Unbegreiflichsten.
a gestr.: ich; b gestr.: dafür; c gestr.: den