Rechtenfleth
d. 18ten December 91
Mein herzlieber Haeckel
Zu meiner großen Freude ud nachdem ich bereitsa alle Hoffnung dazu aufgegeben hatte wurde ich vorgestern morgen noch im Bette durch ein garnicht übeles Gedicht b überrascht. Ich schickte es gleich zum Druck nach Oldenburg und mit schleunigster Weisung, es von dort Dir sofort in etwa 100 Exemplaren zuzusenden was ich Dir nur melde damit Du das Paket ja nicht uneröffnet bei Seite legst. ||
So solls denn doch an mir nicht liegen daß der Festtafel die poetische Weihe mangelt. Willst Du die Strophen vortragen so fange mir nun aber nicht wieder zu weinen an wie Du ja bei meiner „Weihe“ für unsernc lieben Walter gethan hast sonst erwähle einen andern Sprecher wozu ich (falls sie geladen Gaedechens oder Klopffleisch) vorschlagen möchte, Letzteren jedoch nur weil das Wort „Niflheim“ darin vorkommt, was den alten Knaben freuen wird.
Daß ich sehr sehr gerne am Tage der festlichen Freude unter Euch wäre gesteh ich offen zumal d auch || Walter sähe ich so gerne einmal wieder aber es ist wirklich viel besser: ich spare es auf e zu schöner Sommerzeit und auch Rechtenfleth muß er so bald thunlich kennen lernen von wo er dann Hude, den Haßbruch und vor Allem die Urwaldsherrlichkeit von Neuenburg (bei Wilhelmshafen) mit mir genießen und studiren soll.
Und so grüße mir Dein ganzes beglücktes Haus und Alle und Jede beim Feste die mir hold sind (z. B. Dein wackrer Bruder und sein Julius) vor Allen aber sei Du selbst mit tausendfältigem Glückwunsch gegrüßt
von Deinem Vielgetreuen.
[Beigegeben ein Sonderdruck: „Ein Sonnenwend- und Hochzeitslied zur Vermählungsfeier des Herrn Dr. Hans Meyer und Fräulein Elisabeth Haeckel“]
a gestr.: längst; eingef.: bereits; b gestr.: für; c gestr.: Euren; eingef.: unsern; d irrtüml. doppelt: ich; e gestr.: Ha