Allmers, Hermann

Hermann Allmers an Ernst Haeckel, Rechtenfleth, 10. Mai 1890

Rechtenfleth

d. 10 Mai 90

Herzlieber Haeckel

Erst ganz vor Kurzem brachte unsere gute Weserzeitung von Dir gute Kunde, von Deinen kleinen Conflicten mit der Polizei und von Deiner Heimkehr. So kann ichs denn nicht lassen Dir einen grundherzlichen Willkommensgruß entgegen zu rufen und Dir zu danken deines treuen Gedenkens im fernen Afrika, davon Deine liebe herzerfreuende Karte mich zu rechter Zeit erreicht hat. ‒

Dein Walter ist schreibfauler. Ich hatte ihm an einen sehr liebenswürdigen und talentbegabten Mitwahlneffen und Kunstgenossen eine Empfehlungskarte geschickt. ||

Eine gemeinschaftliche Bier- und Grußkarte sagt mir daß er den jungen Landschafter Voigt auch aufgesucht hat. a Die Namensunterschrift darauf war aber Alles das ich aus seinem Münchener Aufenthalt von ihm genossen, während Voigt mich durch die reizendsten und intressantesten Briefe erfreute. Nun immerhin, ich nehm es b dem lieben Jungen nicht weiter übel, wenn er im Übrigen nur nicht faul ist. ‒

Wann werden wir Beiden uns wiedersehen? ‒ Sicher hoffe ich diesen Herbst auf der Naturforscher Versammlung in Bremen und dann auch auf dem lieben alten Erbe meiner Väter in Rechtenfleth. Die Bürgschaft für Deine Theilnahme an der Nat. Versammlung in B. habe ich bereits übernommen. Nun bitte ich Dich inständigst mich nicht zu blamiren.

Der c Lustigste Deiner Bremer alten Bekannten || unser liebenswürdiger Strube ist leider zu meinem tiefen Bedauern vor einer Woche zu Wiesbaden d wo er sich etwas von den Anstrengungen des Winters erholen wollte nach kaum dreitägiger Krankheit gestorben. ‒

Mir geht’s wie hoffentlich Dir, nämlich famos, doch denke ich dennoch den ganzen Sommer kleine Ausflüge abgerechnet ruhig in der Heimat zu bleiben. ‒

Von meinem Winterstillleben habe ich für Dich an Intressantem Nichts Anderes zu berichten als daß meine beiden Zwergpalmen e gezogen aus dem Saamen den ich ihrer Mutterpalmef auf den Tempeltrümmern Agrigents entnahm, mich im März zum erstenmal durch ihre Blüthenbüschel erfreuten. ||

Mit dieser frohen und wichtigen Nachricht laß mich schließen und mit herzenswarmen Grüßen an die lieben Deinen auch ferner verbleiben

Dein vielgetreuer

ewiger und unwandelbarer

Hermann Allmers

a gestr.: Das er; b gestr.: ich; c gestr.: am; d gestr.: wo sie; e gestr.: di; f gestr.: ich; eingef.: ihrer Mutterpalme

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
10.05.1890
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8706
ID
8706