Jena, den 14/11 1904
Hochgeehrter Herr Professor,
Sie betonten gestern Abend, wie höchst wünschenswert die Fortsetzung Schillings’schen Expeditionen und die Nachahmung seines leuchtenden Beispieles, nicht nur in Ansehung der Tiere, sondern auch der Naturvölker, sei. Gestatten Sie mir, im Anschluß hieran einem Gedanken Ausdruck zu geben, || der möglicher Weise einen günstigen Einfluß auf die Nachahmung des Schillings’schen Beispiels haben könnte.
Wenn unsere Fakultät Herrn Schillings zum Ehrendoktor promovierte, im Diplom auf sein unvergängliches Verdienst um die Beschaffung dieser objektiven Urkunden und auch ausdrücklich darauf hinwiese, daß hier eine Aufgabe liege, des Schweißes der Besten und zugleich mit pekuniären Mitteln hervorragend Ausgestatteten wert, und wenn dieser Hinweis dann in der Presse öffentlich bekannt würde, so will mir scheinen, daß hierin, || in der möglichen Erlangung des Dr. h. c. ein gewisser Sporn liegen könnte, um begüterte Kreise unseres Volkes zu Verwendung ihres Reichtums in solchem Dienste der Wissenschaft zu veranlassen.
Aber auch unabhängig von dieser möglichen und sehnlichst zu wünschenden Nebenwirkung glaube ich, daß, wenn unsere Fakultät Herrn Schillings zum Ehrendoktor ernennen würde, sie damit auch sich selbst eine Ehre erwiese.
Ich hätte diese Erwägungen Ihnen lieber mündlich || unterbreitet, bin aber so stark erkältet, daß ich mir Stubenarrest auflegen muß. So kann ich auch nur schriftlich Ihnen sagen, wie sehr es mich bestärkt hat gestern zu sehen, welche Befriedigung der Vortrag des Herrn Schillings und das spätere Zusammensein mit ihm Ihnen gewährte. Hier liegt mein schönster Lohn für meine Bemühungen, Herrn Schillings für unsere Gesellschaft zu gewinnen.
In großer und herzlicher Verehrung
Ihr sehr ergebener
G. K. Anton