Ankum, Wilhelm von

Wilhelm von Ankum an Ernst Haeckel, Schivelbein, 5. Juli 1911

Schivelbein den 5. Juli 1911.

Hochgeehrter Herr!

Hochgeehrter Herr Professor!

Aus der Zeitung ersehe ich, daß Sie von einem schweren Unfall betroffen worden sind; ich erlaube mir daher Ihnen hierdurch mein herzlichstes Beileid auszudrücken mit dem Wunsche auf recht baldige, vollständige Herstellung.

Dabei spreche ich Ihnen meine Bewunderung aus für den Muth und die Energie, mit welcher Sie den Kampf gegen Aberglauben und Orthodoxie aufgenommen haben und wünsche auch fernerhin den besten || Erfolg. Allerdings erkennt man dabei sehr bald die Wahrheit der Worte Schillers in der Jungfrau: „Mit der Dummheit kämpfen Götters selbst vergebens.“

Ich für meine Person habe auch schon viel Aerger u. Verdruß durch Frömmler u. Heuchler gehabt, da ich als Mathematiker u. Physiker natürlich einer vernünftigen Weltanschauung huldige u. auch den Drews’schen Standpunkt, die Jesus-Mythe betreffend, als richtig anerkenne.

Vorläufig bin ich durch Unterricht noch sehr in Anspruch genommen, wenn ich aber später mehr freie Zeit habe, dann will ich auch einen kleinen Beitrag die Jesus-Mythe betreffend veröffentlichen, dabei muß || allerdings auch der Trinität näher getreten werden.

Ich habe schon mancherlei dazu gesammelt u. beabsichtige die ganze Sache vom astronomischen Standpunkte aus aufzurollen; allerdings noch in anderer Weise, als dies durch Niemojewski geschehen ist. Es wird indessen noch einige Jahre bis dahin dauern.

Mit Versicherung meiner größesten Hochachtung

Ihr ergebenster

W. von Ankum,

Hauptmann a. D. u. Professor.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
05.07.1911
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 8530
ID
8530