Ludwig Ankenbrand an Ernst Haeckel, Bourke, 4. Februar 1916
Bourke, 4. Februar 1916.
Hochverehrter, lieber Herr Professor!
Heute gedenke ich Ihrer und bringe Ihnen, wenn auch verspätet, die herzlichsten Wünsche zu Ihrem 82. Geburtstag dar! Von Ihrem Aufruf habe ich in Ceylonblättern gelesen! Heil zu! Wir, meine Frau und ich, waren bis Juli vorigen Jahres in Ceylon Kriegsgefangen – dann wurden wir nach Australien gebracht, wo wir jetzt, zusammen mit den übrigen verheirateten deutschen Kriegsgefangenen aus Singapore, Penang, Ceylon und dem übrigen englischen Osten, interniert sind. Sehr heiß hier, doch sonst gute Behandlung. Nur an Lesestoff leiden wir Mangel. Wenn möglich, lassen Sie mir zur Lektüre für die hiesigen Gefangenen einige Bücher neueren Datums zugehen, von Ihnen, über Sie und Verwandtes, Entwicklungslehre etc. – doch darf nichts von Bedeutung über den Krieg darin stehen! Vielleicht senden einige Verleger gern ihren kriegsgefangenen Landsleuten etwas! Mögen Sie, edler Kämpfer zur Geistesfreiheit und Wahrheit, noch lang dem deutschen Volk erhalten bleiben, dies wünscht zu Ihrem Geburtstag herzlichst
Ihr ergebener
Ludwig Ankenbrand
Adresse: Ludwig Ankenbrand
German Prisoner of War
Bourke, New South Wales
Australia.