Ludwig Ankenbrand an Ernst Haeckel, Genua, 18. Juni 1912
WELTREISEGESELLSCHAFT ANKENBRAND-BECKMANN
GESCHÄFTSSTELLE: I. W. HEINDL, NÜRNBERG, KOBERGERSTRASSE 51.
Genua, DEN 18.6.1912.
Hochgeehrter, lieber Herr Professor!
Ende Februar besuchten wir Sie in Jena. Inzwischen durchwanderten wir, immer zu Fuß, Thüringen, Bayern, Tirol, Vorarlberg, die Schweiz (Seen, Alpen, Jura) und Norditalien und langten vor einigen Tagen in Genua an. Es war eine herrliche Wanderung und mancherlei Ernte hat sie uns gebracht in naturwissenschaftlicher Beziehung, wie auch in der Art, daß wir recht viele Beobachtungen bezüglich der Kirche und der Freidenkerbewegung machen konnte [!]. In Mailand waren wir gerade an Fronleichnam. Wir werden uns gestatten, Ihnen demnächst einmal eine Anzahl von uns veröffentlichter a Artikel und Illustrationen nach unseren Photos einzusenden. Anbei nur 2 Bilder, eine Stimmung vom Genfer See bei drohendem Gewitter und ein Bild der Axenstraße mit Blick auf Flüelen. Falls wir Ihnen mit gut durchgearbeiteten Aufnahmen auf unserer ferneren Reise dienen können (auch auf glattem Papier abgezogen), erbitten wir nur Ihren Bescheid. Falls Sie Tiere, Pflanzen, Naturdenkmäler, Denkmäler, Felsgebilde etc. brauchen, bitten wir Sie, uns dies zu schreiben – wir werden uns freuen, für Sie etwas thun zu können! Falls Sie Bilder aus Museen wünschen, so geben Sie uns Briefe für die Herren Direktoren, damit sie uns photographieren lassen! –
Doch zu etwas anderem! Wir hätten eine Bitte an || Sie, für deren Erfüllung wir Ihnen herzlichst dankbar wären. Wir möchten in Neapel das Aquarium möglichst unter sachkundiger Führung und ohne besondere Kosten besuchen. Da wir nun wissen, daß Sie sich um diese Anstalt schon Verdienste erworben haben, so bitten wir Sie, uns eine direkte Empfehlung für die Direktion dieser Anstalt zuzusenden mit der Bitte, uns das Aquarium möglichst kostenlos zu zeigen, zu erklären und uns möglichst photographieren zu lassen! Könnten Sie uns sonst noch Winke oder Empfehlungen für Neapel und Süditalien geben, wären wir Ihnen herzlichst dankbar! –
Frau Prof. Paolina Schiff, Mailand, Via Solferino 3 läßt Ihnen durch mich die freundlichsten Grüße übermitteln. Gleichzeitig ersucht sie mich, bei Ihnen anzufragen, wie es mit der Heilung Ihres Beines steht und ob Ihnen Vortragsreisen nach dem Süden, resp. Mailand u. sonstige italienische Städte möglich wären – sie würde sehr gerne einen monistischen Vortrag in Milano arrangieren! Vielleicht teilen Sie der Dame, einer glühenden Verehrerin Ihrer Persönlichkeit, selbst das Nötige mit oder geben mir darüber Auskunft, umsomehr, als man von mir darüber vielleicht auch in Rom etc. etwas zu erfahren wünscht!
Ihre gütige freundliche Rückantwort erbitte ich an eine der folgenden Adressen (möglichst unter Beilage der Empfehlung für Neapel):
bis 26.6. incl: Ludwig Ankenbrand, Firenze, ferma in poste centrale
" 2.7. incl: "" , Roma, """
Ergebensten Monistengruß und herzlichen Dank im Voraus!
Ihr
Ludwig Ankenbrand
und Wandergenossen.
a gestr.: B