Johann Bamberger an Ernst Haeckel, Hamburg, 16. Februar 1915
Hamburg, zum 16. Februar
1915.
Sehr geehrter Herr Professor
Ernst Haeckel
Wenn ich als einfacher Arbeiter Herrn Prof. Haeckel zu seinem Geburtstage gratuliere, so geschieht dies aus Dankbarkeit. Wenn mein Leben so reich an Glück und Freude ist, so verdanke ich es dem Großen Meister Herrn Prof. Haeckel. Meine liebe Frau und mein lieber Sohn sind glücklich mit mir in dem Bewußtsein, daß das Leben hier auf Erden wohl der Mühe wert ist, || wenn es im monistischen Lichte angesehen wird.
Der 16 Februar ist in meiner Familie ein Tag im Jahre, der gefeiert wird zur Ehre des Herrn Prof. Ernst Haeckel. Es ist mein bester Wunsch, daß Herr Prof. Haeckel noch viele Jahre sich seines Lebens in Gesundheit, unter der lieben Sonne erfreut.
Leider umgiebt eine ernste Zeit, die so erdrückend, ja vernichtend für Millionen von Menschen ist, den 16 Februar 1915. Ich als Monist empfinde das gewaltige Leid || als der Menschheit entfesseltes Element, daß von England und Rußland verbreitet wurde, daß Glück der freien Menschen im deutschen Vaterlande zu zerstören. Welch ein Weh durchflutet so manches unschuldige Herz, es ist führwahr kaum denkbar, aber es wird sicherlich der deutsche Geist zeigen, das Freiheit und Wahrheit stärker sind, als Lüge und Mord.
Und ich bin mir dessen sicher bewußt, daß das monistische Leben durch dieses große Kampffeld hindurch || dringen wird zur schöneren Blüte. Möge dies dem lieben Herrn Prof. Haeckel vergönnt werden bei Lebenszeit, indem mein innigster Gruß zu Herrn Prof. Haeckel am Geburtstage von 81 Jahren in Jena verkündet: Ich leb und sterbe als Monist, daß meines Glaubens Siegel ist!
In Dankbarkeit
Johann Bamberger
Hamburg, Hornerlandstr. 66.