Johann Bamberger an Ernst Haeckel, Hamburg, [16. Februar 1914]

HAMBURG Hornerlandstr. 66

Sehr geehrter Herr

Ehrenpräsident. Professor

Dr. Ernst Haeckel

Da ich als Monist mich meines Lebens auf Erden freue, so nehme ich gerne daran teil, Herrn Dr. Ernst Haeckel zu seinem Geburtstage 16 Februar 1914 herzlichst zu gratulieren, mit Freude und Dank seiner großen Taten zu gedenken, die mich, ich muß sagen zu einem glücklichen Menschen gemacht haben. Möge Herrn Prof. Haeckel noch manche schöne Lebensstunde vergönnt sein, dies widmet in Freude und Dankbarkeit Herrn Prof. Haeckel zum 80. Geburtstage

Johann Bamberger

(Anbei von mir ein Gedicht nach eigener Verfassung.) ||

Herrlich und schön liegt

Vor uns das Feld,

Wir Monisten stehen fest

Und fürchten nichts in der Welt

Johann Bamberger. ||

Das monistische Feld. a Das monistische Feld, welches Herr Prof. Haeckel ausgebreitet hat, möge ein Feld werden, allen Menschen zum Segen auf Erden!

1.

Wir Monisten wollen marschieren

In Friede und Ewigkeit,

Unser schönes Werk informieren

Für die ganze Lebenszeit,

In Wort und Tat zur Fahne stehn,

daß was die reine Wahrheit ist,

Überall muss unsere Fahne wehn

Das sie den Erdball ganz ummißt.

2.

Heil dir du hohe Wissenschaft,

Du giebst den Menschen Mut und Kraft,

Du bist der reinste Edelstein,

Du bist die Gottheit nur allein,

Mit deiner Fahne will ich gehen

Worauf die Geistesworte stehn:

Ich leb und sterbe als Monist

Daß meines Glaubens Siegel ist. ||

3.

Wir werden nicht wanken noch weichen,

Wir sind uns der Wahrheit bewußt,

Es leuchtet uns das Flammenzeichen

Wie Sommerlicht auf unserer Brust,

Stets reines Geistes wollen wir sein

Mit großer Kraft und Festigkeit,

Das Banner schmücke uns’re Weihe

Mit Ihr und Treue allezeit.

4.

Ostwald’s Worte ehret sie!

Vergeude keine Energie!

Ihm zur Freude seis getan

Wir folgen mutig seiner Bahn.

Wie im Worte so in Tat

Edel war sein Streben,

Und durch seinen schönen Rat

Schuf er schönes Leben.

5.

Haeckels großer mächtiger Geist

Jubelnd über die Erde kreißt

Die Wissenschaft ist sein Panir,

Monist zu sein auf Erden hier.

Sein Geist leuchtet wie Sonnenschein

Bis in die kleinste Hütte hinein.

Herrlich und schön liegt vor uns das Feld

Wir Monisten stehen fest und fürchten nichtsb in der Welt!

Johann Bamberger.

a mit Einfügungszeichen eingef.: Das monistische Feld…Segen auf Erden!; b irrtüml.: nichst

Brief Metadaten

ID
8174
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Datierung
1914.02.??
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,3 x 18,85 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8174
Zitiervorlage
Bamberger, Johann an Haeckel, Ernst; Hamburg; 1914.02.??; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_8174