Bauer, Karl

Karl Bauer an Ernst Haeckel, Starnberg, 8. August 1916

Starnberg Hotel Bayrischer Hof

8. Aug. 16.

Hochverehrter lieber Herr Geheimrat!

Natürlich gebe ich Ihnen gerne die Erlaubnis für Ihre Dame, die Steinzeichnung (Kopf in die Hand gestützt) zu einem Gemälde zu benützen oder sonst auf irgend eine Weise.

Mit dem Geschenk Ihres Büchleins haben Sie uns wieder sehr erfreut. Hoffentlich geht es Ihnen den Um-||ständen gemäss wohl. Durch Walther hoere ich ja meistens ziemlich regelmäsig von Ihrem Befinden mit herzlicher Teilnahme, wenn wir in München sind. Gegenwärtig weilen wir am Starnberger See für einige Wochen zur Erholung, da ich in letzter Zeit etwas überarbeitet war & meine Frau durch Magenleiden & durch die Aufregungen des Krieges sehr mitgenommen ist. Letzteres geht immerwährend fort, da Ihr Sohn (aus erster Ehe) als Leutnant an dem Ringen vor Verdun beteiligt ist. Man lebt & hofft von Tagesbericht zu Tagesbericht, von Brief zu Brief. Der von allen Seiten erhoffte September-Frieden rückt immer || weiter weg & doch dürfen wir den Mut nicht sinken lassen, nachdem bisher dem Deutschen Volke & seinen Führern das unmöglich Erscheinende immer wieder gelang & so Ungeheueres vollbracht wurde, dass die Thaten von Hellas & Rom, von Friedrich & seinen Helden, von Blüchers & Gneisenaus & von Moltkes Heeren daneben in den Schatten treten.

Gewiss entsetzlich aber ungeheuer gewaltig, & unabsehbar in den Folgen & ohne Masstab für die Beurteilung.

Mit den herzlichsten Wünschen für Sie & das Zukünftige von uns Beiden

Ihr getreu ergebener

Karl Bauer.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
08.08.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8027
ID
8027