Johann Andreas Bäumler an Ernst Haeckel, Pressburg, 13. April 1878
Pressburg am 13.4.1878
Hochgeehrter Herr Professor!
Zum öftern schon nahm ich die Feder zur Hand wenn ich in Ihren unsterblichen Meisterwerken voll Bewunderung Ihres Riesen-Geistes u. Muthes mich erbaute, den ich weis wirklich kein besseres Wort zu finden um die Stimmung auszudrücken, in der ich jedesmal bin wenn ich in Ihrer herrlichen Schöpfungsgeschichte etc. gelesen habe, doch immer hielt mich der Gedanke Ihnen einige Ihrer kostbarer Minuten zu rauben mich zurük, meinen Dank auszusprechen, doch jetzt da ich ausser Dank auch eine Bitte an Sie habe so bringe Ihnen hiemit meinen zehnfachen Dank für die vielen schönen Stunden die Sie mir bereiteten, u. ein herzlichesa Lebehoch! auch dazu; was meine Bitte betrifft ist das Sie gelegentlich einmal mir ein Werk rathen die Freundlichkeit hätten, welches die Infusorien reiche Protistenreich welches Sie jetzt im Kosmos in den umrissen darstellen, in getreuen Abbildungen giebt, ich bin in meinen freienb Stunden Botaniker u. besitzte von Ihren berühmten Zeiss ein vortreffliches Meisterstück von einen Mikroskop, u. beim beobachten der Algen kommen mir alle möglichen Thierchen ins Gesichtsfeld mit denen ich doch auch nur wenig bekanntschaft machen möchte, es fehlt mir dazu jedoch leider ein Werk u. da bin ich denn so frei Sie mit der höflichen Bitte zu belästigen eins zu rathen, oder falls Sie der Sie doch der beste Kenner dieses Reiches sind ein derartiges Werk verfassen möchten so würde || gerne warden, denn was von Ihrer Feder stammt muss unübertrefflich sein.
Und so bitte um entschuldigung wegen den Zeitverlust den ich Ihnen hiemit bereitete, doch ich musste endlich den größten Manne dieses Jahrhunderts wie Sie von künftigen Generationen, wohlverdient sicher genannt werden, meine hochachtung darbringen, mit der ich mit freundlichen Grusse mich zeichnec als Ihr mit ehrerbietung
ganz ergebenster
J.A. Bäumler
a korr. aus: herzlichen; b korr. aus: frein; c eingef.: zeichne