Beisel, Otto

Otto Beisel an Ernst Haeckel, Karlsruhe, 23. September 1903

Karlsruhe, den 23. September 1903.

Geehrter Herr Professor!

Ihr berühmtes Werk „Die Welträthsel“ gelesen. Ihre großartigen Gedanken haben einen mächtigen Eindruck auf mich gemacht.

Derselbe wurde doch insofern gestört, da Sie so spöttisch gegen das Christentum vorgehen. Besonders reich an solchen Spöttereien ist das Kapitel „Athanistische Illusionen“. Sie geben darin manche Beispiele von einem gedachten Wiedersehen.

Ein gläubiger Christ würde Ihnen als Antwort geben „Welche würdig sein || werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung der Todten, die werden weder freien, noch sich freien lassen, denn sie können hinfort nicht sterben, denn sie sind gleich den Engeln und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung.“ (Lucae 20 35-36).

In der letzten Zeit habe ich auch unter anderem „Das Sterbelager des Darwinismus“ von Dr E. Dennert in die Hände bekommen. Der Verfasser hat darin alles festgelegt, „was in der Richtung seiner antidarwinistischen Auffassung liegt“. Sie und Ihre Anhänger werden einfach abgetan. Alle jüngeren Naturforscher werden als Antidarwinisten hingestellt. Diese Schrift fand grosse || Verbreitung in der Karlsruher „Christlichen Studentenverbindung“.

Da ich diese Streitschrift noch nicht gut beurteilen kann, so bitte ich Sie, wenn Ihnen die Mühe nicht zu gross ist, mich über dieselbe aufzuklären.

Indem ich hoffe, dass Sie meine Bitte erfüllen werden, verbleibe ich

Hochachtungsvoll

Otto Beisel.

Adresse: Otto Beisel

Karlsruhe

Rüppurrerstraße 29.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
23.09.1903
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7886
ID
7886