Beetz, Friedrich Wilhelm Hubert von

Friedrich Wilhelm Beetz an Ernst Haeckel, München, 25. März 1879

München 25.3.79.

Verehrter Herr College!

Das herrliche Frühlingswetter mit – 3° R. regt lebhaft den Gedanken an die Herbstferien an, und da das Wintersemester zu Ende ist, so können ja auch diese nicht mehr so gar fern sein. Ich beginne deshalb, mit meiner Frau Pläne zu machen und unter diesen befindet sich obenan einer zu einem Aufenthalt an der riviera, etwa in Rapallo. Nun weiß ich, daß Sie die Gegend gründlich kennen und möchte Sie deshalb um eine gefällige Auskunft bitten || über einige Punkte, nämlich: Rathen Sie zu Rapallo, oder einem anderen Orte? Wie und wo wohnt man da? Wie steht es mit dem Bade? Ich sowohl, als meine Tochter sind nämlich leidenschaftliche Schwimmer und sehnen uns nicht nach einem Badekasten, sondern ins Freie. Ich trage dabei ein weibliches Badecostüm und spreche nur mit hoher Stimmlage, dann wundern sich alle Leute über die Spielart mulier barbata, wir aber können ruhig schwimmen. Sonst || machte ich das (freilich ohne obige Vorsichtsmaßregeln) von einer Barke aus, das geht aber mit einer jungen Dame nicht. Heraus kommt sie schon, aber wie herein? Kann man also dort irgendwie baden, ohne, wie am Lido jedesmal à Person 75 cent zu zahlen? Und dann: Haifische sind wohl auf der Seite Italiens nicht Mode? Ich würde mich nicht gern mit ihnen messen, sie können mir wohl ein Bein abbeißen, aber ich nicht ihnen. Bitte, geben Sie mir etwas Rath, || Sie, der Sie nicht nur Land und Leute, sondern auch das Wasser jener Gegend so gut kennen.

Ihrer Frau Gemahlin bitte ich, unsere besten Empfehlungen zu sagen.

Ganz der Ihre.

W. Beetz.

 

Letter metadata

Gattung
Empfänger
Datierung
25.03.1879
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7861
ID
7861