Jacques von Bedriaga an Ernst Haeckel, Nizza, 24. Dezember 1891
Nizza, Boulevard de l’Impératrice 55.
24 12 91.
Lieber und hochverehrter Herr Professor,
Influenza und Consorten hielten mich zu meinem Verdruss volle zwei Wochen in ihrer Gewalt und zwar gerade vor den Feiertagen, so dass ich mein Vorhaben Ihnen Früchte und Blumen zur Hochzeitstafel zu senden nicht oder nur theilweise ausführen konnte.
Heute bin ich nachmittags zum ersten Mal aus gewesen und selbstverständlich ist keine Zeit mehr dazu das Postpakete nach Jena zu senden. Ist doch Ihr Buch volle acht Tage unterwegs geblieben.
In aller Eile habe ich von Blumen das zusammen-||gelesen, was gerade da war und habe an Fräulein Haeckel drei Musterkästchen – darunter eins mit Orangen-blüthen, wenn auch keine schöne – per Briefpost abgeschickt und will hoffen, dass dieselben Sonntag in Ihren Händen sein werden. Die Blumen sind heuer so selten, dass es mir nicht möglich gewesen ist weisse Arten oder aufgeblühte Orangenblüthen zu finden.
Uebermitteln Sie, bitte, unsere herzlichsten Glückwünsche der Braut und dem Bräutigam und empfangen Sie, theurer Herr Professor und Sie gnädige Frau Professor, unsere allerbesten Wünsche zum Neuen Jahr.
Ich habe vergessen gehabt Ihnen meinen warmen Dank für Ihre Photographie auszusprechen, höchstwahrscheinlich weil dieselbe mir nicht gefallen will. Sie haben da eine Spitze am Barte, die Ihren Gesichtsausdruck verändert. Trotzdem erhält sie einen || schönen Rahmen.
Mit herzlichen Grüssen verbleibe ich
Ihr treuer Freund und Schüler
Dr. J. v. Bedriaga.
Meine Frau sendet Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin ihre besten Grüsse; sie ebenfalls ist an der Influenza erkrankt, was sie verhindert hat meine Weihnachtsaufgaben zu übernehmen.