Jacques von Bedriaga an Ernst Haeckel, Nizza, 20. November 1891
Nizza, Boulevard de l’Impératrice 55.
20.11.91.
Hochverehrter und lieber Herr Professor,
Soeben habe ich Ihre Sendung erhalten und beeile mich Ihnen meinen herzlichsten Dank für das herrliche Geschenk und die lieben Worte, die es begleitet haben, auszudrücken.
„Ernst Häckel ist wahrlich ein wunderbarer Mann“, sagte ein Bekannter, der bei mir sass, als Ihr Packet anlangte, und ich stimmte mit ihm überein. Prächtige Tafeln sind es und der Text lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Und woher haben Sie diese Präcision in der wissenschaftlichen englischen Sprache? einem geborenen Engländer sogar dürfte sie nicht in dem Masse gegeben sein. Ihre Reiseerinnerungen, leider ohne Schluss, will || ich noch heute Abend durchlesen; habe schon einiges darüber in irgend einer deutschen Zeitung vorgefunden. A propos, die Nummer der Kölnischen Zeitung, wo darüber die Rede ist, wie Sie in Holland gefeiert worden sind, habe ich sorgfältig aufbewahrt und dass die sieben Buchstaben, die Ihren Namen zusammensetzen, überall einen Widerhall finden, beweist der Umstand, dass der Passus in der „Italie del Topolo“ über Ihre Anwesenheit in Mailand in etlichen Zeitungen Roms – auch im Diritto – reproducirt worden war.
Wie schade, dass die Hochzeitsfeier zu so einer verzwickten Jahreszeit stattfindet; ich hätte zu gern Orangenblüthen hingesandt. Ihrer Frau Gemahlin erlauben wir uns, ich und meine Frau, ein Musterkästchen mit frischen Blumen zu senden. Sie werden Ihnen und der gnädigen Frau Professor unsere herzlichsten Grüsse überbringen.
Nochmals, mein theurer Herr Professor, bedanke ich mich bei Ihnen und verbleibe mit vorzügli-||cher Hochachtung und in treuer Anhänglichkeit
Ihr ergebenster
Dr. J. v. Bedriaga.
Prof. Vogt hat seine Ankunft im Januar angezeigt.
Darf ich Sie freundlichst bitten Herrn Pohle von mir zu grüssen.