Becker, Franz Johann Jakob Emil

Franz Becker an Ernst Haeckel, Ruvigliana-Lugano, 7. Februar 1919

HOTEL PENSION VILLA EUGENIA

RUVIGLIANO-LUGANO, DEN 7. Februar 1919

Hochgeehrter Herr Professor,

Herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen vom 24 Januar; Geduld und Ruhe ist jetzt die erste Pflicht des deutschen Bürgers (nicht mehr Untertanen!) und somit müßen auch wir Monisten mit dem guten Beispiel vorangehen! – Wir haben übrigens allen Grund zufrieden zu sein mit dem Erfolg, denn haben wir || nicht, zwei gute, waschechte Monisten in der Staatsverwaltung? Wer hätte das gedacht, vor 6 Monaten! Also Geduld und feste Zuversicht!

Sie werden sehen, wenn einmal Deutschlands Unglückstern mit seinen Trabanten, unschädlich gemacht worden ist, wird die Sache ganz anders kommen. –

Dann werden alle Vorsichtigen allzu-Vorsichtigen, aus ihren Verstecken herauskommen und am Wiederaufbau Deutschlands mithelfen wollen; davon werden gewiß auch Viele, an der Weiter-Entwicklung des Monismus mithelfen, wie es sich gehört. – ||

P. S.

Der Herr Koltan, der in den Mitteilungen, einen offenen Brief an Sie gerichtet hat, ist wahrscheinlich noch sehr jung, aber einige seiner Ideen und Vorschläge sind ausgezeichnet; sie verdienen unbedingt Beachtung. –

Ganz sonderbar ist, daß die „Mitteilungen“ Ihren Aufsatz über Monismus und Landeskirche nicht ihren Lesern resp. Abonnenten unterbreitet haben! Groteske Abhandlungen über Karl May werden gebracht, aber Ihren Aufsatz bringen sie nicht! Sonderbar ganz sonderbar. – (Ich habe ihn übrigens auch noch nicht ganza gelesen) ||

Also, immer nur „feste druff“ – gehofft, auf eine großartige Zukunft. –

Mit diesen Wünschen und mit meinen herzlichsten Glückwünschen zu Ihrem baldigen Geburtstage und many happy returns begrüße ich Sie

Hochgeehrter Herr Professor,

mit er gewohnten Hochachtung

und Ergebenheit

Franz J. J. Becker

von Basel

a eingef.: ganz

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
07.02.1919
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7797
ID
7797