Becker, Franz Johann Jakob Emil

Franz Becker an Ernst Haeckel, Gunten, 18. August 1916

18. August 1916.

Hôtel du Lac

Gunten (Schweiz)

Hochgeehrter Herr Professor,

Ihre geschätzten Zeilen vom 6 des habe ich erhalten und deren Inhalt mit Interesse gelesen. –

Ich nehme an, daß die Thatsache, daß die Staatsregierung, Ihnen, für Ihre Sammlung von Dokumenten zur Geschichte der Entwicklungslehre zwei neue Räume in der staatlichen Universitäts Bibliothek zur Verfügung gestellt hat, eine weitere Ehrung für Sie und Ihr Werk bedeutet und ist also hocherfreulich und ermuthigend. –

Sie können beruhigt sein – || nach dem Krieg, werden sich ganz gewiß, nicht nur einer, sondern mehrere Gönner finden werden, welche Ihrem Werk, mit großen Beiträgen, helfen werden. –

Der Herr Director Lustig, welcher M. 100,000.- an 2 freigeistige Vereine vermacht hat, ist ein hoffnungsvolles Beispiel dafüra, besonders da dieses großartige Legat, jetzt während dem Krieg gemacht wurde, wenn ich nicht irre. – Es wäre interessant zu vernehmen, warum dieser Herr nicht an den Monistenbund gedacht hat; es ist aber anzunehmen, daß er denselben nicht gekannt hat; jedenfalls wäre es || sehr interessant über diese Person Näheres zu erfahren. –

Dieser Fall beweist, wie wenig der Monismus noch bekannt ist und muß, nach dem Krieg, die erste Aufgabe sein, Beiträge zu sammeln für eine regelmäßige Reclame in der Frankfurter Zeitung, oder Kölnischen Zeitung, Berliner Tagblatt und Münchner Neueste Nachrichten, welche nicht nur in der Schweiz, sondern in der ganzen Welt gelesen werden. – Perseveranz muß die Parole sein für uns Monisten. – Ich bin felsenfest überzeugt, von dem Sieg der Darwin-Häckelchen Lehre. – Sie ist die Wahrheit und die Hoffnung aller ehrlichen und gutenb Menschen. – || Auf Ihre Frage theile Ihnen mit, daß ich die „Monistischen Bausteine“ sowie „Gott-Natur“ besitze. –

Ist von den „Bausteinen“ noch ein dritter Band erschienen? Und Ihre Memoiren? Sind Sie schon damit beschäftigt?

Von dem prächtigen Heft „Gott-Natur“ habe ich 50–100 Exemplare gekauft und sie unter Couvert an unsere Herren Nationalräthe versandt. – Leider war dieses im July 1914!! und ist zu fürchten, daß der Ausbruch des Krieges nicht gerade günstig darauf gewirkt hat. –

Ich begrüße Sie, hochgeehrter Herr Professor, hochachtungsvollst und ergebenst

Franz Becker

a eingef.: dafür; b eingef.: und guten

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
18.08.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7787
ID
7787