Becker, Franz Johann Jakob Emil

Franz Johann Becker an Ernst Haeckel, Cannes, 25. – 27. Januar 1909

Hôtel de Genève

Cannes, Frankreich.

den 25 Januar 1909.

Verehrter Herr Professor,

Ich danke Ihnen herzlich, für die mir neugesandte Carte und den Abdruck Ihres Artikels über Fälschungen der Wissenschaft welche ich mit großem Interesse gelesen habe. –

Die Schurkereien, Verleumdungen und sonstige Gemeinheiten von dem verächtlichen Kleeblatt – Dr. Brass, Dennert und Reincke, werden nun wohl für eine Zeit lang aufhören. –

Aber nur Geduld; wenn einmal Senior Meyer das Zeitliche gesegnet hat, werden, ganz gewiß, freiere Zeiten für Deutschland und die deutsche Wissenschaften kommen und meine Prophezeiung, die ich Ihnen schon vor ca. 3 Jahren gemacht habe, nämlich, daß ein dankbares Volk Ihnen verschiedene Statuen errichten wird, wird sich verwirklichen. –

In einem Verzeichniß Ihrer Schriften und Werke, erfahre ich, daß z. B. in der „Deutschen Rundschau“ und einigen anderen Zeitschriften, Artikel von Ihnen erschienen sind, welche einem größeren Publikum nicht zugänglich sind. –

Ich erlaube mir daher bei Ihnen anzufragen, ob Sie diese Artikel (wenigstens diejenigen welche nicht zu wissenschaftlich geschrieben sind), || nicht in einem Band oder mehra, veröffentlichen wollten. –

Alle Ihre Verehrer, würden gewiß diese Publikation willkommen heißen, denn nicht nur ist Alles was Sie schreiben hoch interessant und belehrend, aber ihr bewunderungswürdiger Styl Ihre geniale Art, Alles, selbst die schwierigeren Fragen, Einem so klar und deutlich und verständlich vor Augen zu führen, sind für mich, eine stete Freude und Genuß.

Ich erlaube mir das zu beteuern, denn ich habe, vor einiger Zeit, gelesen, daß Jemand behauptet habe, er könne gerade Ihre Art zu schreiben, nicht verstehen. –

Der Mensch, war jedenfalls bei Dennert, Reincke oder den Jesuiten erzogen, wo man nur das Verworrene, das Verschnörkelte und das Unverständliche liebt. –

Ich begrüße Sie, Verehrter Herr Professor,

mit Hochachtung, ergebenst

Franz Becker

(aus Basel)

27/1/9

P.S.

Ist Dr. Brass vom Kepler Bund bezahlt, für seine Angriffe gegen Sie? Ist Dr. Teichmann ein Zoologe oder Embryonenforscher? Wenn nicht, dann hat er gar kein Recht Sie zu beurtheilen, man könnte seinen Artikel, mit eben so gutem Recht, als eine ‚Fälschung‘ bezeichnen, b da er Ihren Artikel „Fälschungen in der Wissenschaft“ nur zum kleinen Theil erwähnt hat. –

a eingef.: oder mehr; b gestr.: daß

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
27.01.1909
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7757
ID
7757