Franz Johann Becker an Ernst Haeckel, Cannes, 24. Dezember 1908
Hôtel de Paris
CANNES LE 24 Dezember 1908
Frankreich
Verehrter Herr Professor,
Ich bestätige Ihnen mein ergebenes Schreiben, von letzter Woche, mit einem Ausschnitt aus dem Pariser „Matin“ ein kürzlich aufgefundenes Skelett betreffend, welcher älter sein soll, als der Neanderthal Schädel. –
Einliegend nur einen weiteren Ausschnitt, welcher noch einige Details über dasselbe Skelet giebt.
Zweck dieser Zeilen ist aber, Ihnen einliegend einen Ausschnitt aus dem Pariser „Figar“ vom 23 deß. zu senden, welcher Alles übertrifft, was ich an grenzenloser Schlechtigkeit oder fabelhafter Dummheit, was gegen Sie, geschrieben worden ist, gelesen habe. –
Der Herr Prof. Brass gehört wahrscheinlich zu derselben Sorte wie Dr. Dennert und Reinke!
Wahrscheinlich darf man die Sache nicht ernst nehmen, denn erstens ist der Figaro ein ganz clerikales Blatt und dann ist der Artikel nicht unterschrieben. –
Es ist daher anzunehmen, daß derselbe || von einem fanatischen Pfaffen herrührt. –
Aber man darf sich nicht ärgern, über die Franzosen, denn sie sind immernoch zu kindisch; Und wenn sich eine große Zeitung wie der Matin nicht scheut, das gefundene Skelett als dem „Ersten Menschen“ gehörend, zu bezeichnen, so kann man nur die Achseln zucken und lachen. –
Auch der Figaro zieht die Aussage des Herrn Brass in’s Lächerliche. –
Ich hoffe Sie, Verehrter Herr Professor, in bester Gesundheit und begrüße Sie
mit aller Hochachtung, ergebenst
Franz Becker