Carl Becker an Ernst Haeckel, Groß Lichterfelde, 14. Januar 1911
Gr. Lichterfelde-West bei Berlin d. 14/I. II
Esmarchstr. 52a.
Hochgeehrter Herr Professor!
Die große Verehrung und Dankbarkeit, die ich – wie heute wohl die große Mehrzahl aller Gebildeten – Ihrem Wirken und Ihrer Person gegenüber empfinde, treibt mich, Ihnen ein von mir verfaßtes Buch „Die moderne Weltanschauung“ zu übersenden, das demnächst im Buchhandel erscheinen wird. Denn diesem Buch liegt die freie und aufgeklärte || Anschauung zu Grunde, die Sie vor Allen der Menschheit errungen haben als großer wissenschaftlicher Forscher und als starker Vorkämpfer gegen den lichtlosen mittelalterlichen Geist uralter Irrtümer und priesterlicher Dogmen. Wenn ich es mit meiner schwachen Kraft versucht habe, ein Mitstreiter in diesem Kampfe zu sein, so hat mich dabei der Gedanke ermutigt, daß auch der letzte Soldat im Heere eines großen Feldherrn sein Teilchen zum Siege beitragen kann.
In aufrichtiger Verehrung und Bewunderung
Ihr Ihnen ergebener
C. Becker